„Sich mit Migranten zu solidarisieren ist kein Verbrechen!“

Solidarität mit Alican Albayrak und Hüseyin Şahin
Beide sollen für ihre Menschlichkeit verurteilt werden
während die EU, Deutschland & Griechenland die Barbarei fortsetzen

english: „”Showing solidarity with migrants is not a crime!”
statement as PDF: english & german

Alican Albayrak und Hüseyin Şahin waren aufgrund ihrer politischen Aktivitäten gegen Ausbeutung, Entrechtung und Kriege in der Türkei verfolgt und mussten das Land verlassen. Seit dem 17. November 2020 sind sie ihrer Freiheit beraubt und sitzen nun in Griechenland auf der Insel Chios in Haft. Der Grund: Sie haben zwei von Repressionen bedrohten, schutzsuchenden, politisch verfolgten Menschen aus der Türkei geholfen, an die Küste zu gelangen. Ihnen wird nun von der griechischen Regierung „Schlepperei“ (Verletzung des Migrationsgesetzes) und „Widerstand gegen die Staatsgewalt“ vorgeworfen. Am Montag, den 10. Mai 2021, ist das Gerichtsverfahren gegen beide. Werden sie verurteilt, droht die Abschiebung in das Land, in dem auf sie weitere Jahre Freiheitsberaubung warten.

Wir solidarisieren uns mit Alican Albayrak und Hüseyin Şahin, weil sie sich stets gegen die Entrechtung und Ausbeutung eingesetzt haben. Innerhalb der Sozialistischen Partei der Unterdrückten ESP und gemeinsam mit der Demokratische Partei der Völker HDP haben sie sich in der Türkei stets auf der Seite der ausgegrenzten Menschen geschlagen. Sie haben mit Ihnen den Widerstand gegen die Besetzung des Taksim-Platzes, gegen die Kriminalisierung der Kurdinnen und Kurden und gegen die Ausweitung der Drogen in die ärmeren Stadtviertel organisiert. Hüseyin Şahin sagt selbst (1) über seine vier Inhaftierungen in der Türkei:

„Meine erste Verhaftung fand 2011 statt, weil ich mich an einer Newroz Feier beteiligte. Die die AKP hatte die friedliche Feier aus politischen Erwägungen verboten. Wir waren gemeinsam mit Millionen Menschen, mit dem kurdischen Volk und der ESP auf den Straßen. Meine zweite Verhaftung fand während der Gezi Proteste statt. Als die zerstörerische Politik der AKP das Ziel hatte, Natur in Beton zu verwandeln und ihre anti-demokratischen Repressionen zu verbreiten, verwandelten sich die Proteste schnell zu einer Massenbewegung. Wir waren gemeinsam mit den Massen in den vordersten Reihen. Meine dritte Verhaftung fand im Rahmen einer anti-Drogen Kampagne statt, die wir in unserem Viertel gegen Degenerierung organisierten. Dabei wurden wir während einer nächtlichen Operation in Gewahrsam genommen. Als letztes wurde ich im Rahmen einer Operation gegen unsere Partei ESP gemeinsam mit Dutzenden Arbeiterinnen und Arbeitern der Partei festgenommen.“

Wir solidarisieren uns mit Alican Albayrak und Hüseyin Şahin, denn obwohl sie selbst als Geflüchtete ohne eine klare Perspektive und Zukunft und in einer prekären Lage auf der Insel Lesbos sind, lassen sie ihre Weggefährten und Mitmenschen nicht ertrinken und schutzlos liegen, sondern sie helfen ihnen, ans Land zu kommen. Diese grundsolidarische Haltung und dieser Mut soll ihnen zum Verhängnis werden und hat zu ihrer Verhaftung auf Lesbos am 17. November 2020 geführt.

Wir sind weder überrascht noch enttäuscht von der griechischen Regierung oder der europäischen Union. Denn die Inhaftierung und der Vorwurf ist ein weiterer Beweis in der langen Kette der Barbarei, die wir Menschen aus Afrika, Asien und Lateinamerika seit Jahrhunderten kennen. Aber auch die heute in Europa lebenden Menschen sind Zeuge dieser Barbarei, die sich tagtäglich vor unseren Augen abspielt. Seit Jahren wissen alle hier lebenden Menschen durch die zahlreichen Berichte von den mörderischen Tätigkeiten von FRONTEX nicht nur an den Außengrenzen Europas, sondern auch außerhalb des europäischen Territoriums (2 bis 7): Zerstörung von Booten, Bedrohung von fluchtsuchenden Menschen auf hoher See, rechtswidrige Push Backs in die Hände der Peiniger oder in die Lager in Libyen, Tunesien oder sonstwo. Alle sind Zeugen wie Menschen jeglichen Alters und Geschlechts in Lagern leben müssen. Europa will die Geflüchteten auf den griechischen Inseln, in der Türkei, in Jordanien, in Kenia, … oder anderswo bewusst in einem elendigen Zustand halten und demonstrieren: „Ihr seid nicht willkommen!“. Die Programme der Bundesregierung sollen die Lagersituationen in diesen Ländern stabilisieren. Der Deal der europäischen Union mit der türkischen Regierung dient dazu, die Grenzen dicht zu halten. Alle können bezeugen, wie Menschen an den Grenzen geschlagen oder erschossen werden, wie letztes Jahr an der türkisch-griechischen Grenze oder wie so häufig an der spanisch-marokkanischen Grenze.

Während Mitglieder der Bundesregierung und der europäischen Union ständig die Fahnen der Demokratie und Menschenrechte hissen, tragen sie Konflikte durch wirtschaftliche sowie militärische Interventionen in unsere Länder und sind damit selbst für die Fluchtursachen verantwortlich. In dieser Barbarei wird Egoismus und blinder Gehorsam verlangt. Deshalb werden Fischer in Sizilien verurteilt, weil sie notsuchenden Menschen auf hohe See helfen. Deshalb werden Schüler kriminalisiert, weil sie die Abschiebung ihres Mitschülers nicht akzeptieren und protestieren. Deshalb werden Menschen kriminalisiert, die rufen „Oury Jalloh, das war Mord!“.

Gegen diese Barbarei haben sich Alican Albayrak und Hüseyin Şahin gestellt, weil sie noch nicht von diesem Egoismus infiziert sind, welcher uns gepredigt wird. Gegen diese Barbarei stellen wir uns und solidarisieren uns mit Alican Albayrak und Hüseyin Şahin.

Verbreitet diesen Aufruf. Bekundet eure Solidarität, schreibt ihnen Briefe oder Postkarten, seid kreativ im Netz oder protestiert am 10. Mai 2021 an geeigneten Stellen und demonstriert eure Menschlichkeit gegen die koloniale Barbarei. Briefe an Alican Albayrak und Hüseyin Şahin können an die folgende Adresse geschickt werden:

Gefängnisadresse auf der Insel Chios:

Theodorou 1
Chios 82132
Greece

Die Initiative Freiheit für ALİCAN ALBAYRAK & HÜSEYİN ŞAHİN würde sich freuen, wenn ihr sie über eure Veranstaltungen, Solidaritätsbekundungen, Aktionen oder anderen Aktivitäten ins Kenntnis setzen könntet: freealbayrakandsahin@gmail.com

In Solidarität bleiben wir verbunden …

KARAWANE für die Rechte der Flüchtlinge und MigrantInnen
5. Mai 2021 | Büro Wuppertal

KARAWANE für die Rechte der Flüchtlinge und MigrantInnen
Büro Wuppertal
Marienstr. 52 | 42105 Wuppertal
E-Mail: wuppkarawane@yahoo.de
Internet: http://thecaravan.org
Facebook: https://www.facebook.com/karawanewuppertal oder https://www.facebook.com/caravannetwork

Referenzen

  1. Freiheit für Alican Albayrak und Hüseyin Şahin, Rote Hilfe e.V. | Ortsgruppe Berlin, 12. März 2021: https://www.berlin.rote-hilfe.de/freiheit-fuer-alican-albayrak-und-hueseyin-sahin/
  2. Abschlusserklärung „FLÜCHTLINGSTRIBUNAL GEGEN DIE BUNDESREPUBLIK DEUTSCHLAND“, 5.7.2013, KARAWANE für die Rechte der Flüchltinge und MigrantInnen
    Quelle: http://thecaravan.org/node/3833
  3. Conni Gunßer, Push back Frontex! No more left-to-die cases at sea!”, Vortrag zur EU-Grenzschutzagentur Frontex Weltsozialforum Tunis 2015
    Quelle: https://afrique-europe-interact.net/1302-0-Vortrag-Conni-Guner-WSF-Tunis-2015.html
  4. Illegale Push-Backs: Druck auf Griechenland und Frontex steigt, 15.11.2013, PRO ASYL
    Quelle: https://www.proasyl.de/news/illegale-push-backs-druck-auf-griechenland-und-frontex-steigt/?gclid=CjwKCAjwm7mEBhBsEiwA_of-TMSDLYG5eEKb5ksIvCbvtQGizeYlKrAmUV9QbbRFivr4uaxTseBKKBoCwYoQAvD_BwE
  5. Giorgos Christides, Steffen Lüdke und Maximilian Popp, Deutsche Bundespolizisten in illegalen Pushback verwickelt, 28.11.2020, Spiegel
    Quelle: https://www.spiegel.de/politik/ausland/frontex-skandal-deutsche-bundespolizisten-in-illegalen-pushback-in-der-aegaeis-verwickelt-a-d4e45196-a5b2-43a5-9050-72885b349996
  6. Simone Gaul, Wie Frontex mit den Lobbyisten Deals aushandelt, 9.2.2021, ZEIT Online
    Quelle: https://www.zeit.de/politik/2021-02/frontex-files-grenzschutz-waffenlobbyismus-betrug-ermittlungen-nachrichtenpodcast?utm_referrer=https%3A%2F%2Fwww.google.com%2F
  7. Sara Creta, Bashar Deeb, Klaas van Dijken, Emmanuel Freudenthal, Steffen Lüdke und Maximilian Popp, Wie Frontex hilft, Migranten in libysche Folterlager zurückzuschleppen, 29.04.2021, Spiegel.
    Quelle: https://www.spiegel.de/politik/ausland/libyen-wie-frontex-hilft-fluechtlinge-in-folterknaeste-zurueckzuschleppen-a-e80e275d-0002-0001-0000-000177330683

Boîte noire des réfugiés en ligne – RBB

Franzoesisch | English

Les réfugiés et les migrants sont invités à RBB Online

Chers gens, frères et sœurs, activistes et amis,
nous, les activistes de RefugeeBlackBox et du Forum des réfugiés The VOICE, sommes heureux de vous inviter à la réunion du réseau et de participer à l’action de notre campagne communautaire en ligne de RefugeeBlackBox. Sentez-vous invités à lire et à rejoindre le mouvement. Nous restons solidaires.

RefugeeBlackBox (RBB) en ligne – Campagne communautaire | Produire votre RefugeeblackBox

Refugee Black Box est un réseau de mouvements auto-organisés pour donner une voix aux réfugiés et nous permettre de nous exprimer sur ce que nous vivons. Par exemple, sur la lutte quotidienne pour vivre dans cette société et dans les camps de réfugiés, entre autres.

Refugee BlackBox est un instrument permettant de s’exprimer dans les discussions contre le traitement inhumain des réfugiés et de protester contre le racisme et la discrimination. Il s’agit de protester contre l’isolement et la déportation. Contre cette situation qui est la nôtre et que nous considérons comme la continuité de l’injustice coloniale contre nous et nos pays, menée à travers l’exploitation économique et les guerres par procuration, etc.

La participation ou l’adhésion est ouverte à tous les réfugiés et migrants, quel que soit l’endroit où vous vous trouvez, si vous êtes prêts à participer activement et politiquement à la solidarité pour le développement du mouvement afin de faire avancer la lutte et les intérêts des réfugiés.

Toucher un, toucher tous !

Nous, les activistes du RBB, sommes comme une “famille d’abeilles” dit Umaru Dahiru de RBBjena, ce qui signifie promouvoir notre croyance en l’unité, la liberté et la justice, le progrès et l’autonomie parmi les communautés de réfugiés qui sont politiquement transparentes et actives avec nous, tout en se soutenant mutuellement dans et avec la solidarité. Être un participant actif ou un membre de principe du réseau est une condition nécessaire pour recevoir une certaine forme de soutien pour s’autonomiser dans l’organisation du réseau.

Le mouvement RBB est totalement indépendant. Par conséquent, les militants et les participants n’attendent aucune forme de soutien financier de l’État et des partis politiques pour nos activités. Nous appelons les personnes progressistes à faire des dons et à soutenir la lutte des réfugiés dans notre combat contre l’injustice du racisme et de la discrimination en Allemagne. Nous nous organisons au quotidien pour atteindre nos objectifs.

“Nous sommes organisés en tant que communautés de réfugiés indépendantes et autonomes avec les communautés de migrants” par Egunjobi Oladimeji de RBBrudolstadt, pour atteindre nos objectifs politiques et briser le silence en solidarité avec les réfugiés. RBB est au-delà de l’autoprojection, il s’agit de mettre en lumière la situation problématique et les luttes des réfugiés. La projection de RBB est une arme politique pour attirer l’attention des gens sur la situation précaire des réfugiés en Allemagne, pour que le public écoute les réfugiés et communique avec nous. Nous sommes sans aucun doute très reconnaissants envers toutes les personnes qui nous ont écoutés ou qui ont contribué financièrement ou autrement à la promotion de nos activités.

Nous vous invitons à rejoindre le mouvement RBB, à contribuer à étendre la solidarité et à renforcer nos luttes politiques collectives pour la justice. Rejoignez le groupe RBB Online et apprenez-en davantage sur le RBB.

Pour plus d’informations, veuillez nous contacter :

Le mouvement de solidarité RefugeeBlackBox est une plateforme politique initiée par le forum de réfugiés The VOICE dans le réseau Caravan for Refugee and Migrant Rights en Allemagne pour informer et protéger les intérêts des réfugiés. L’objectif est de renforcer l’autonomie et la confiance en soi des réfugiés ainsi que de les sensibiliser à leur oppression physique et psychologique et de renforcer la lutte auto-organisée pour surmonter l’oppression et l’injustice que nous vivons.

Surveillez cet espace…

Nous proposerons une conférence en ligne pour discuter de la campagne RefugeeBlackBox pour la communauté des réfugiés en Thuringe et au-delà, en amont d’une action politique en ligne décentralisée des expositions de photos RBB et des initiatives de solidarité de différentes villes. Vous êtes invités à vous organiser dans vos localités et à rester en contact avec RBBjena. Peignez-le en noir ! Produisez votre RefugeeblackBox

Coordination: The VOICE Refugee Forum
E-Mail: thevoiceforum@gmx.de
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Tel. 01637778341, Email: RefugeeBlackBox@gmail.com

The VOICE Refugee Forum Jena : Thevoiceforum.org | facebook.com/RefugeeBlackBox | Thecaravan.org

Francés: Une radiographie de la solidarité politique – sur le fond de la boîte noire des réfugiés Partie 1

English: An X-ray of Political Solidarity – on the Background of the RefugeeBlackBox Part 1
Español: Una radiografa de solidaridad politica | RefugeeBlackBox

More Links: RefugeeBlackBox Solidarity

For: Justice and Freedom
Against: Deportation and Repression
https://www.facebook.com/RefugeeBlackBox

Traduit avec www.DeepL.com/Translator (version gratuite)

English

Refugees and Migrants are invited

Dear people; brothers and sisters, activists and friends,
we activists of RefugeeBlackBox and The VOICE Refugee Forum would be happy to invite you to the network meeting and participate in the action of our online community campaign of RefugeeBlackBox. Feel invited to read and join the movement. We remain in solidarity.
RefugeeBlackBox Team

Online RefugeeBlackBox (RBB) – Community Campaign | Paint it Black! Produce Your RefugeeBlackBox

Refugee Black Box is a network of self-organized movement to give refugees a voice and empower us to express ourselves about what we are going through. For example, about the daily struggle of living in this society and in the refugee camps amongst others.

Refugee BlackBox is an instrument to speak out in discussions against the inhumane treatment of refugees and to protest against racism and discrimination. It is about protesting against isolation and deportation. Against this situation of ours, which we see as the continuity of colonial injustice against us and our countries, carried out through economic exploitation and the proxy wars, etc.

Participation or membership is open to all refugees and migrants, regardless of where you are located, if you are willing to actively and politically participate in solidarity for the development of the movement to advance refugee struggle and interests.

Touch One Touch All!

We, RBB activists are like a “family of bees” says Umaru Dahiru of RBBjena, This means promoting our belief in unity, Freedom and Justice, progress and autonomy among refugee communities who are politically transparent and active with us, while supporting each other in and with solidarity. Being an active participant or a principled member of the network is a necessary condition to receive some form of support to empower oneself in the network organization.

The RBB movement is fully independent therefore, activists and participants do not expect any form of financial support from the state and political parties for our activities. We call on progressive people to donate and help support the refugee struggle in our fight against the injustice of racism and discrimination in Germany. We organize ourselves on a daily basis to achieve our goals.

“We are organized as independent and autonomous refugee communities together with migrant communities” by Egunjobi Oladimeji from RBBrudolstadt, to achieve our political goals and break the silence in solidarity with refugees. RBB is beyond self-projection, it is about highlighting the problematic situation and struggles of refugees. The projection of RBB is a political weapon to attract people’s attention to the precarious refugee situation in Germany, for the public to listen to the refugees and communicate with us. We are undoubtedly very grateful for all the people who have listened to us or contributed financially or otherwise to promote our activities.

We invite you to join the RBB movement, help expand solidarity and strengthen our collective political struggles for justice. Join the RBB Online group and learn more about the RBB.

For more information, please contact us: Email: RefugeeBlackBox[at]gmail.com

The RefugeeBlackBox solidarity movement is a political platform initiated by The VOICE Refugee Forum in the Caravan for Refugee and Migrant Rights network in Germany to inform and protect the interests of refugees. The aim is to empower and strengthen the self-confidence of refugees as well as to raise their awareness of their physical and psychological oppression and to strengthen the self-organized struggle to overcome the oppression and injustice we live.

Watch this Space…

We will propose an online conference to discuss the RefugeeBlackBox campaign for the refugee community in Thuringia and beyond, in advance of a decentralized online political action of RBB photo exhibitions and solidarity initiatives from different cities. You are invited to organize in your localities and stay in touch with RBBjena. Paint it Black! Produce Your RefugeeblackBox

Coordination: The VOICE Refugee Forum
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Deutsch

Fühlen Sie sich eingeladen zu RBB Online
Liebe Menschen, Brüder und Schwestern, Aktivisten und Freunde,
wir Aktivisten von RefugeeBlackBox und The VOICE Refugee Forum würden uns freuen, Sie zum Netzwerktreffen einzuladen und an der Aktion unserer Online-Community-Kampagne von RefugeeBlackBox teilzunehmen. Fühlen Sie sich eingeladen, zu lesen und sich der Bewegung anzuschließen. Wir bleiben solidarisch.

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Refugees and Migrants are invited

Dear people; brothers and sisters, activists and friends,
we activists of RefugeeBlackBox and The VOICE Refugee Forum would be happy to invite you to the network meeting and participate in the action of our online community campaign of RefugeeBlackBox. Feel invited to read and join the movement. We remain in solidarity.
RefugeeBlackBox Team

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Refugee Black Box is a network of self-organized movement to give refugees a voice and empower us to express ourselves about what we are going through. For example, about the daily struggle of living in this society and in the refugee camps amongst others.

Refugee BlackBox is an instrument to speak out in discussions against the inhumane treatment of refugees and to protest against racism and discrimination. It is about protesting against isolation and deportation. Against this situation of ours, which we see as the continuity of colonial injustice against us and our countries, carried out through economic exploitation and the proxy wars, etc.

Participation or membership is open to all refugees and migrants, regardless of where you are located, if you are willing to actively and politically participate in solidarity for the development of the movement to advance refugee struggle and interests.

Touch One Touch All!

We, RBB activists are like a “family of bees” says Umaru Dahiru of RBBjena, This means promoting our belief in unity, Freedom and Justice, progress and autonomy among refugee communities who are politically transparent and active with us, while supporting each other in and with solidarity. Being an active participant or a principled member of the network is a necessary condition to receive some form of support to empower oneself in the network organization.

The RBB movement is fully independent therefore, activists and participants do not expect any form of financial support from the state and political parties for our activities. We call on progressive people to donate and help support the refugee struggle in our fight against the injustice of racism and discrimination in Germany. We organize ourselves on a daily basis to achieve our goals.

“We are organized as independent and autonomous refugee communities together with migrant communities” by Egunjobi Oladimeji from RBBrudolstadt, to achieve our political goals and break the silence in solidarity with refugees. RBB is beyond self-projection, it is about highlighting the problematic situation and struggles of refugees. The projection of RBB is a political weapon to attract people’s attention to the precarious refugee situation in Germany, for the public to listen to the refugees and communicate with us. We are undoubtedly very grateful for all the people who have listened to us or contributed financially or otherwise to promote our activities.

We invite you to join the RBB movement, help expand solidarity and strengthen our collective political struggles for justice. Join the RBB Online group and learn more about the RBB.

For more information, please contact us: Email: RefugeeBlackBox[at]gmail.com

The RefugeeBlackBox solidarity movement is a political platform initiated by The VOICE Refugee Forum in the Caravan for Refugee and Migrant Rights network in Germany to inform and protect the interests of refugees. The aim is to empower and strengthen the self-confidence of refugees as well as to raise their awareness of their physical and psychological oppression and to strengthen the self-organized struggle to overcome the oppression and injustice we live.

Watch this Space…

We will propose an online Zoom conference to discuss the RefugeeBlackBox campaign for the refugee community in Thuringia and beyond (June / July 2021). In advance of a decentralized online political action of RBB photo exhibitions and solidarity initiatives from different cities. You are invited to organize in your localities and stay in touch with RBBjena. Paint it Black! Produce Your RefugeeblackBox

Coordination: The VOICE Refugee Forum
E-Mail: thevoiceforum@gmx.de
Tel.: 0049 (0)176 24568988

RefugeeBlackBox Jena
Tel. 01637778341, Email: RefugeeBlackBox@gmail.com

The VOICE Refugee Forum Jena : Thevoiceforum.org | FB: RefugeeBlackBox | Thecaravan.org

English: An X-ray of Political Solidarity – on the Background of the RefugeeBlackBox Part 1

Francés: Une radiographie de la solidarité politique – sur le fond de la boîte noire des réfugiés Partie 1
Español: Una radiografa de solidaridad politica | RefugeeBlackBox

More Links: RefugeeBlackBox Solidarity

For: Justice and Freedom
Against: Deportation and Repression
https://www.facebook.com/RefugeeBlackBox

Christophe Cissé – Renvoyé à la prison de déportation après avoir résisté dans l’avion

Christophe Cissé – Renvoyé à la prison de déportation après avoir résisté dans l’avion
http://www.thevoiceforum.org/node/4771

Libérez Christophe Cissé

Mise à jour : Christophe Cissé – Renvoyé à la prison de déportation après avoir résisté dans l’avion.
RefugeeBlackBox Solidarity | Free Christophe Cissé – Stop Deportation

Christophe devait être déporté aujourd’hui de Hambourg vers le Mali. Arrivée prévue à Bamako : 23h35.
Mais Christophe Cissé a résisté si fortement à l’intérieur de l’avion de déportation que la déportation a été interrompue et qu’il a été renvoyé à la prison de déportation de Hambourg.
L’avion a finalement décollé sans lui.
RefugeeBlackBox Solidarity | Soutien pour arrêter la déportation de Christophe Cissé de Hambourg vers le Mali.
Mise à jour 22.03.21

Online Refugee Meetings – How do we live in camps today?

PDF البرنامج باللغة العربية | Programm als PDF (deutsch) | PDF برنامه به فارسی | program as PDF (english) | türkçe Program

Friends, sister and brothers,
next Friday the next online refugee meeting will take place:

How do we live in the camps today?
2 April 2021 | 7:30 pm
What is the situation in the camps during the pandemic?
What is the medical care like?
What is it like for our children?
How do we communicate with our communities?
Is there internet? …

Camps have always been part of the colonial system of oppression and apartheid. Isolation camps in the Federal Republic of Germany were first set up after the Second World War for the “guest workers”, later for refugees. They are an important part of the deportation machinery, serving to wear down, isolate, control, stigmatise, and prepare either for the execution of deportation or for subordination in a system of exploitation after a residence permit has been issued. As if a paper would make us equal human beings. In the manifesto against deportation we stated in 2008:

“In Germany there are different types of camps to keep people under control and break their will. The camp system is a complex system of racist segregation and social exclusion aimed at forcing refugees to leave the country. It exists to make us realise that we are not welcome. All the shelters, reception centres, deportation prisons, departure centres exist to separate us from society. It is to prevent human-to-human relationships. The camp system is an old system used in the colonies, by the German NAZI terror, by Japanese fascism and other countries where fascist ideologies came into practice. Currently, the European Union and Germany as one of its core powers are expanding the camp system to outside the European Union, as in North Africa or in Eastern Europe, as in Ukraine. The expansion is aimed at keeping those fleeing misery out of Europe.”

In 2013, the refugee tribunal against the Federal Republic of Germany also indicted the camp system:
“The FRG is accused of enforcing the system of isolation camps, thereby
– deliberately isolating refugees in camps,
– enabling violence against women and children in camps,
– traumatising refugees,
– putting refugees’ lives in danger by denying them medical care,
– pushing humiliation through vouchers and food parcels. “

Today, isolation camps are officially referred to in fancy language as anchor centres, state reception centres, central accommodation facilities … … Their functions are the same. The isolation methods even more sophisticated than before.

Today we are witnesses to refugees being held for years in inhumane camps in Greece, Italy, Spain or the Balkans at Europe’s external borders and exposed to disease and misery. We are witnesses to how the Federal Republic of Germany finances isolation camps in Jordan, Lebanon, Turkey to keep us away from Europe. In this game with our lives, profiting from the exploitations and wars in our countries, the cost of our internment in the camps is calculated. It also makes clear the attitude of the governments and societies of Europe and the Federal Republic as to what they think of the superfluous of this earth.

But what can we do to protect our lives, our fundamental rights and our physical and mental integrity? What can we do to preserve our dignity? The least we can do is to create common links, present our situation to our communities and look for solutions together.

Solidarity unites and strengthens us in these times. We refer to the results of an exchange from 2009

Exchange on Organizing and Resistance in the Camps
made during the Conference on colonial Injustice
held in Jena, from September 9 to 13, 2009
http://thecaravan.org/files/caravan/united_vs_colonial_injustice_exchang…

Below we have also compiled some reports on the different camps visited in the past. You can compare for yourselves what has changed or not.

If you want to participate in the online meeting on Friday, please write us an email or call the following number or write us a message:

Gülay: 0162 989 07 46 (German and Turkish)
Araz: 0178 853 07 01 (German, English, Farsi)

Note for all participants
The events are only aimed at people with refugee experience. All discussions will take place via the zoom channel of THE VOICE Refugee Forum.
Please contact us if you want to participate. Let us know which language you speak so that we can organise translations together beforehand. We will send you the link before the event.

With solidarity greetings
Your Wuppertal group of the
CARAVAN for the Rights of Refugees and Migrants

# # # # # Reports on isolation camps / Berichte Isolationslager # # # # #

1. November 2018 | Nordrhein-Westfalen | Schwelm
Entmündigung und Zermürbung von Flüchtlingen in Schwelm
http://thecaravan.org/node/4674

30. Juli 2013 | Nordrhein-Westfalen | Heiligenhaus
Delegationsbericht zur Situation der Flüchtlingsfrauen in Heiligenhaus NRW
http://thecaravan.org/node/3862

26. August 2012 | Baden-Württemberg | Stuttgart
“WIRFÜHLENUNSGERADEWIE TIEREIM ZOO”
Nach dem Brand am 25. August 2012 im Asylbewerberheim in Stuttgart – Heumaden lassen die Verantwortlichen die Flüchtlinge sprichwörtlich im Regen stehen.
Eine Delegation des Break Isolation Refugee Summer Camps brach direkt nach dem Brand auf und war vor Ort
THE VOICE OF REFUGEES AND MIGRANTS – Ausgabe 4 – Oktober 2012 – Seite 6
http://www.thecaravan.org/files/caravan/The_Voice_of_Refugees_and_migran…

5. November 2011 | Baden-Württemberg | Hardheim
Delegationsbesuch des Isolationsheims in Hardheim, Baden-Württemberg
http://thecaravan.org/node/2837

02. Oktober 2011 | Niedersachsen | Fallersleben
Besuch einer Delegation der KARAWANE Hamburg im Lager Fallersleben in Wolfsburg
http://thecaravan.org/node/3050

11. September 2011 | Niedersachsen | Bramsche-Hesepe
Bericht einer Wuppertaler Delegation im Lager Bramsche / Niedersachsen
گزارشی از ھيئت اعزامی کاراوان ووپرتال ازاردوگاه پناھندگی برامشه / نيدرزاکسن
Deutsch: http://thecaravan.org/node/3037
als PDF: http://thecaravan.org/files/caravan/Bramsche_20110911_Delegationsbesuch.pdf
Farsi: گزارشی از ھيئت اعزامی کاراوان ووپرتال ازاردوگاه پناھندگی برامشه / نيدرزاکسن
http://thecaravan.org/files/caravan/Bramsche_20110911_Delegationsbesuch_…

28. August 2011 | Nordrhein-Westfalen | Velbert
Bericht einer Delegation am 28.August 2011 zu einer Flüchtlingsunterkunft in Velbert
http://thecaravan.org/files/caravan/Velbert_20110828_Delegationsbesuch.pdf

13. Februar 2011 | Niedersachsen | Meinersen
Besuch im Lager Meinersen durch SPD-Landtagsabgeordnete und Betreiberfirma K&S
http://thecaravan.org/node/2786

16. September 2010 | Thüringen | Gerstungen
Bericht von einem Besuch im Lager Gerstungen am 16.09.10
„Das Flüchtlingslager in Gerstungen erinnert an ein Konzentrationslager!“
Wie Menschen in Deutschland entwürdigt und gedemütigt werden
http://thecaravan.org/node/2574

12. August 2010 | Niedersachsen | Meinersen
„Sie haben uns hier rein geschmissen wie Tiere“
http://thecaravan.org/node/2531

11. Juli 2009 | Thüringen | Greiz, Jena
Delegationsreise nach Thüringen am 11./12. Juli 2009 Bericht der KARAWANE Delegation aus Hamburg
http://thecaravan.org/node/2134

27. Juni 2009 | Thürngen | Gangloffsömmern & Gerstungen
DE: Delegationsbesuch der Isolationsheime in Gerstungen und Gangloffsömmern, Thüringen
http://thecaravan.org/node/2135
türkce: Gerstungen ve Gangloffsömmern Tecrit Yurtlarına Delegasyon Ziyareti
http://thecaravan.org/node/2137
English: Delegation visit of the isolation Lagers in Gerstungen and Gangloffsömmern
http://thecaravan.org/node/2136

17. März 2009 | Nordrhein-Westfalen | Remscheid
Pressekonferenz der Flüchtlinge vom 17. März in Remscheid
http://thecaravan.org/node/1916

3. Oktober 2008 | Thüringen | Katzhütte
Besuch im Isolationslager Katzhütte
http://thecaravan.org/node/1681

4. Mai 2008 | Sachsen | Possek
Posseck Flüchtlingslager: Ein Bericht des The VOICE Refugee Forum – Treffens in Jena
http://www.thevoiceforum.org/node/796
ISOLATION IN POSSECK
http://thevoiceforum.org/node/781


Kontakt:

KARAWANE für die Rechte der Flüchtlinge und MigrantInnen
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Christophe Cissé – Nach Widerstand im Flugzeug ins Abschiebegefängnis zurückgebracht

Update: Christophe Cissé – Nach Widerstand im Flugzeug ins Abschiebegefängnis zurückgebracht

RefugeeBlackBox Solidarität | Free Christophe Cissé – Stoppt die Abschiebung

Christophe sollte heute von Hamburg nach Mali abgeschoben werden. Geplante Ankunft in Bamako: 23:35 Uhr.
Doch Christophe Cissé leistete im Abschiebeflugzeug so heftigen Widerstand, dass die Abschiebung abgebrochen und Christophe in das Abschiebegefängnis in Hamburg zurückgebracht wurde.
Das Flugzeug hob schließlich ohne ihn ab.

RefugeeBlackBox Solidarität | Unterstützung zum Stopp der Abschiebung von Christophe Cissé von Hamburg nach Mali.
Aktualisiert 22.03.21

Update: Christophe Cissé – Returned to Deportation Prison after resistance in the plane

RefugeeBlackBox Solidarity | Free Christophe – Stop Deportation

Christophe was to be deported today from Hamburg to Mali. Scheduled arrival in Bamako: 23:35.
But Christophe Cissé resisted so heavily inside the deportation plane that the deportation was terminated and he was returned to the deportation prison in Hamburg.
The plane finally took off without him.

RefugeeBlackBox Solidarity | Support to stop the deportation of Christophe Cissé from Hamburg to Mali.
Updated 22.03.21

En. | Fr. | Spa.: RefugeeBlackBox Solidarity
http://thevoiceforum.org/node/4754
An X-ray of Political Solidarity – on the Background of the RefugeeBlackBox Part 1
For: Justice and Freedom | Against: Deportation and Repression

English: An X-ray of Political Solidarity – on the Background of the RefugeeBlackBox Part 1
Francés: Une radiographie de la solidarité politique – sur le fond de la boîte noire des réfugiés Partie 1
Español: Una radiografa de solidaridad politica | RefugeeBlackBox

Break the Deportation DNA Chain
https://facebook.com/RefugeeBlackBox

Update: Christophe Cissé – Returned to Deportation Prison after resistance in the plane

Die Karawane ist maßgeblich auf Spenden angewiesen. Unsere Organisation besteht überwiegend aus Flüchtlingen, die (wenn überhaupt) nur über sehr geringe finanzielle Mittel verfügen. Aus diesem Grunde haben wir 2008 den „Förderverein Karawane e. V.” gegründet. Unser Verein ist als gemeinnützig anerkannt und kann deswegen auf Wunsch Spendenquittungen ausstellen, so dass sie steuerlich absetzbar sind. Wenn bei der Überweisung die Adresse mit angegeben wird, verschicken wir die Spendenbescheinigung automatisch spätestens am Anfang des Folgejahres.

Kontakt: foerderverein(at)thecaravan.org

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Free Christophe | Stop Deportation Rally in Hamburg, 19.03.21

Die Karawane ist maßgeblich auf Spenden angewiesen. Unsere Organisation besteht überwiegend aus Flüchtlingen, die (wenn überhaupt) nur über sehr geringe finanzielle Mittel verfügen. Aus diesem Grunde haben wir 2008 den „Förderverein Karawane e. V.” gegründet. Unser Verein ist als gemeinnützig anerkannt und kann deswegen auf Wunsch Spendenquittungen ausstellen, so dass sie steuerlich absetzbar sind. Wenn bei der Überweisung die Adresse mit angegeben wird, verschicken wir die Spendenbescheinigung automatisch spätestens am Anfang des Folgejahres.

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Online Flüchtlingstreffen – Kriege in unseren Ländern

19. März 2021 | 19:30 Uhr

PDF البرنامج باللغة العربية | Programm als PDF (deutsch) | PDF برنامه به فارسی | program as PDF (english) | türkçe Program

Kriege in unseren Ländern
19. März 2021 | 19:30 Uhr

Liebe Freundinnen und Freunde, Schwestern und Brüder,

am 19. März 2003 begann der zweite Angriff der USA und befreundeter Staaten auf den Irak. Auf den Tag genau nach 8 Jahren eröffnete die französische Luftwaffe den Krieg gegen Libyen mit Bombardierungen. Beide Kriege verstießen gegen existierendes internationales Völkerrecht und waren illegal. Sie wurden indirekt unterstützt durch die Bundesrepublik Deutschland. Von hier aus flogen Flugzeuge und Nachschub für die Kriegsparteien der NATO-Staaten. Beide Kriege haben verheerende Folgen nicht nur für die Menschen in Irak und Libyen gehabt, sondern für viele aus den Nachbarstaaten. Seitdem mussten viele Menschen sterben und viele haben ihre Lebensgrundlagen verloren. Sie haben viele gezwungen ihre Wohnorte und ihre Familien zu verlassen. Doch hier in Deutschland im Herzen Europas, wo wir leben, scheinen diese Verbrechen keine Rolle in der öffentlichen Diskussion zu spielen. Nur die unter diesen Kriegen und ihre Folgen leidenden Menschen, also wir Flüchtlinge und Vertriebene, scheinen immer wieder die Ruhe und Ordnung hier zu stören. Die Diskussionen der politischen Parteien hier in Deutschland konzentrieren sich darauf, wie Menschen aus diesen Ländern, wie die Zeugen des Krieges und ihrer Folgen, wie also Flüchtlinge von Europa ferngehalten werden. Sie werden weiterhin kriminalisiert und nicht nur mit Rassismus begegnet, sondern auch mit Abschiebung bedroht. Sie sind in Lagern in Libyen, in Türkei, in Griechenland oder … isoliert und nicht nur ihrer Würde beraubt. Europa zeigt unter der Propaganda der Menschenrechte, dass das Leben dieser Menschen keinen Cent wert ist. Dass es egal ist, ob sie in den Kriegen, als Flüchtlinge in den Lagern, als Kinder in Basra durch Leukämie, als Flüchtlinge in Lagern in Libyen versklavt oder vergewaltigt oder in Moria sterben…

Die Regierungen Europas initiieren und befeuern weiterhin Kriege. Die hier angesiedelten Firmen verdienen sowohl an der Zerstörung als auch am Wiederaufbau. In all diesen Kriegen werden wir gegeneinander gehetzt als Ethnien, Religionen, … Diese koloniale Barbarei kennen wir nicht nur seit unserer Geburt, sondern seit Jahrhunderten. Wir wollen nicht mit den politischen Parteien und Regierungen Europas oder Deutschlands, die diese Verbrechen begangen haben und immer noch Kriege in unsere Länder tragen, reden oder ihnen Forderungen stellen. Ihre Barbarei ist uns bewusst und das Schweigen der Mehrheitsgesellschaft zu diesen Kriegen auch. Uns geht es darum, wie wir uns organisieren können gegen diese Barbarei.

Uns interessieren unsere Gemeinschaften aus diesen Ländern. Daher organisieren wir im Rahmen unserer Online-Treffen am Tage des Angriffs auf Irak und Libyen diese Diskussionsveranstaltung. Uns interessiert es, wie es unseren Brüdern und Schwestern aus den verschiedensten Ländern geht, fern der Städte und Orte, die einst ihren Lebensmittelpunkt bildeten, fern der Familien und Bekannten. Wir wollen in Gesprächen uns austauschen darüber, wie es uns geht, wenn wir wissen, dass der Krieg in unseren Ländern tobt und unsere Liebsten und ihr Leben bedroht. Wir wollen gemeinsam wissen, wie es uns geht, wenn die Sanktionen als Vor- oder Nachbereitung zu einem Krieg die Wirtschaft eines Landes samt ihrer Menschen in den Elend ziehen kann: Im Irak starben nach dem ersten Angriff der USA infolge der Sanktionen viele, weil sie kaum Zugang zu Medizin hatten. Nun sind tausende Menschen in Syrien Hunger und mangelnder gesundheitlicher Versorgung ausgesetzt und ihre Leben sind bedroht. Was können wir hier machen, damit wir die Ohnmacht ablegen, damit wir mit unseren Familien und Bekannten in unseren Ländern oder in den großen Flüchtlingslagern dieser Erde in Kontakt bleiben und ihnen beistehen können, damit wir den Manipulationen vor einem Krieg begegnen und die Vertuschungen offenlegen können. Vielleicht habt ihr andere Ideen, andere Aspekte, die wir nicht erwähnt haben.

Wenn ihr an dem Online-Treffen teilnehmen wollt, schreibt uns oder kontaktiert uns per Telefon. Wir sprechen Deutsch, Englisch, Farsi, Französisch, Kurdisch, Türkisch. Falls ihr eine andere Sprache spricht, so fragen wir Freundinnen und organisieren diese ebenfalls.

Schreibt uns eine E-Mail oder eine Nachricht an die unten angegebenen Telefonnummern:
Telefon:

  • Gülay: 0162 989 07 46 (deutsch und türkisch)
  • Araz: 0178 853 07 01 (deutsch, englisch, farsi)

Das Programm der Online-Treffen findet ihr in arabischer, deutscher, persischer, englischer und türkischer Sprache als PDF download hier:

PDF البرنامج باللغة العربية | Programm als PDF (deutsch) | PDF برنامه به فارسی | program as PDF (english) | türkçe Program

Hinweis für die Teilnahme in den Online-Treffen

Die Veranstaltungen richten sich nur an Menschen mit Fluchterfahrung. Alle Diskussionen finden über den zoom-Kanal von THE VOICE Refugee Forum statt. Bitte nimmt Kontakt mit uns auf, wenn ihr teilnhemen wollt. Lasst uns wissen, welche Sprache ihr spricht, damit wir im Vorfeld eventuelle Übersetzungen gemeinsam organisieren können. Vor der Veranstaltung werden wir euch dann den Link zukommen lassen.

In Solidarität bleiben wir verbunden
Eure Wuppertaler Gruppe der KARAWANE für die Rechte der Flüchtlinge und MigrantInnen

KARAWANE für die Rechte der Flüchtlinge und MigrantInnen
Büro Wuppertal
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Pressekonferenz der Familie Ahmad am 9. März 2021 ab 13:30 Uhr vor dem Landtag NRW in Düsseldorf

Stellungnahme der KARAWANE
für die Rechte der Flüchtlinge und MigrantInnen

zum zweiten Todestag von Amed Ahmad

Wir gedenken Amed Ahmad
gestorben am 29. September 2018 unter bisher ungeklärten Umständen

Homepage der Initiative Amed Ahmad

Amed Ahmad floh vor dem Krieg in Syrien und lebte in Geldern. Am 6. Juli 2018 wurde er grundlos verhaftet. 73 Tage wurde er seiner Freiheit beraubt, bis er am 17. September 2018 in der JVA Kleve unter bisher ungeklärten Umständen in seiner Zelle verbrannte. 12 Tage verbrachte er im Krankenhaus. Seine in Bonn lebender Vater wurde in dieser Zeit nicht benachrichtigt. Er erfuhr erst durch die Medien vom Tod seines Sohnes. Seine Mutter und Geschwister waren auf der Flucht vor dem Krieg in Syrien. Amed sehnte sich nach ihnen und fieberte dem Wiedersehen entgegen.

Wiederholt werden Ausreden, Lügen, Vertuschungen und Pannen konstruiert, um den Tod von Amed Ahmad als „Panne“ darzustellen. Am morgigen Dienstag, den 9. März 2021 findet der 28. parlamentarische Untersuchungsausschuss zu dem Thema im Landtag NRW statt. Aus diesem Anlass rufen die Eltern, Freundinnen und Freunde von Amed Ahmad zu einer Pressekonferenz.

Pressekonferenz der Familie Ahmad am 9. März 2021
ab 13:30 Uhr vor dem Landtag NRW in Düsseldorf

Am 6. Juli 2018 wird Amed Ahmad von der Polizei in Geldern festgenommen. Am selben Abend wird er in die Justizvollzugsanstalt nach Geldern-Pont verlegt. Am 10. Juli 2018 wird er dann in das Gefängnis in Kleve verlegt. Am 17. September 2018 brennt seine Zelle. Per Krankenwagen wird Amed Ahmad in das Sankt-Antonius Krankenhaus in Kleve transportiert. Dort wird er nicht stationiert, sondern mit einem Hubschrauber in das Klinikum Duisburg gebracht. Eine Woche später am 24. September 2020 wird er in das künstliche Koma versetzt und in das Klinikum Bergmannsheil nach Bochum gebracht. Am 29. September stirbt er nach einer Lungentransplantation. Das sind die bekannten und nicht diskutierbaren Fakten.

Als nach dem Tod Amed Ahmads die Öffentlichkeit von seinem Tod und der rechtswidrigen Freiheitsberaubung erfuhr, versprach der Innenminister Nordrhein Westphalens, Herr Reul, Aufklärung und entschuldigte sich bei den Familienangehörigen von Amed Ahmad.

Fest steht mittlerweile, dass alle Untersuchungen der Staatsanwaltschaften zum Fall beendet worden sind. Keiner der befragten Beamten kann sich daran erinnern, warum sie Amed Ahmad länger seiner Freiheit beraubt haben. Hinweise zur Datenbearbeitung und erkennungsdienstlichen Behandlung sind seitens der Staatsanwälte ignoriert. Fehler seitens der Beamten sind bisher folgenlos geblieben, obwohl diese dazu geführt haben, dass Amed Ahmad in der JVA Kleve seiner Freiheit beraubt wurde.

Es ist festzuhalten, dass die erkennungsdienstliche Behandlung in Krefeld nach einer Nachtfahrt ohne Ticket am 4. Juli 2018, also zwei Tage vor der Verhaftung von Amed Ahmad, auf Grundlage einer faktisch fehlerhaften Begründung durchgeführt wurde.

Ferner steht fest, dass zwischen dem 4. Und 9 Juli 2018, also dem Zeitraum vor und kurz nach der Verhaftung von Amed Ahmad seine Daten mehrmals in den polizeilichen Datenbanken abgefragt und mit denen einer anderen Person unterschiedlichem Namen und offensichtlich unterschiedlichem Aussehen zusammengeführt worden sind. Fest steht nun mittlerweile auch, dass die Einträge und Daten in den polizeilichen ViVA-Datenbanken des Landes NRW offensichtlich manipuliert worden sind.

Die seit seinem Tod öffentlich gewordenen Berichte oder Aussagen hinsichtlich der Festnahme widersprechen oder unterscheiden sich. Die involvierten Beamten geben unterschiedliche Versionen im parlamentarischen Untersuchungsausschuss, in den Untersuchungen, in der Presse wieder. Warum wurde Amed Ahmad festgenommen? Weil die Tochter eines Polizeibeamten ihren Vater gerufen habe oder weil Geldener Polizisten ihn bewusst gesucht und festgenommen haben?

Für uns ist es eindeutig und klar: Amed Ahmad wurde nicht aufgrund von Datenfehler getötet, sondern aufgrund von Fehlverhalten oder absichtliches Fehlverhalten einiger Beamten. Was der Innenminister Reul unternehmen wird, um diese aufzuklären, ist abzuwarten.

Wir sind uns einig und entschlossen: Wir werden die Familie, Freundinnen und Freunde von Amed Ahmad solange wie nötig unterstützen und verhindern, dass wieder einmal die Wahrheit durch Lügen und Vertuschungen in der Öffentlichkeit hingerichtet wird, dass wieder ein Mensch getötet und zu den Akten gelegt wird.

Wir unterstützen die Familie von Amed Ahmad bei ihren Bestrebungen und rufen dazu auf, ihre Pressekundgebung zu besuchen und sie weiterhin zu unterstützen.

Wuppertal, 8. März 2021

KARAWANE für die Rechte der Flüchtlinge und MigrantInnen
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Solidarität gegen die geplante Abschiebung von Afitap Demir in die Türkei

Als Karawane-Flüchtlingsfrauenbewegung sind wir entsetzt und wütend darüber, dass das Land Hessen Afitap Demir ihrer Freiheit beraubt hat und sie in die Türkei abschieben will.

Die Kurdin lebt seit 1985 – seit 35 Jahren – in Deutschland. Sie floh als junge Frau vor der türkischen Militärdiktatur und baute sich in Deutschland ein neues Leben und eine Familie auf. Sie hat einen behinderten Sohn, um den sie sich bis zu ihrer Inhaftierung gekümmert hat – jetzt ist sie in Darmstadt in Abschiebehaft und soll mit 60 Jahren in das Land zurückgeschickt werden, aus dem sie als Mitte 20jährige floh.

Afitap Demir hat in Deutschland durch ihren Ex-Ehemann Gewalt erfahren. Sie hat sich dagegen gewehrt und dabei selbst gegen Gesetze verstoßen. So wie viele andere Frauen in Deutschland sah sie für sich wohl keine andere Möglichkeit, sich gegen die Gewalt ihres Ex-Mannes zu wehren.

Doch ganz gleich, was sie getan und gegen welche Gesetze sie verstoßen hat: Sie gehört in dieses Land; hier ist ihr Zuhause und hier sind ihre Kinder, die ebenfalls gegen die Abschiebung ihrer Mutter kämpfen.

Als Karawane-Frauen verurteilen wir:

  • Die Trennung von Afitap Demir von den hier lebenden mittlerweile erwachsenen Kindern.
  • Die Trennung von Afitap Demir von ihrem behinderten Sohn, der sie braucht und deshalb sich im Protest befindet.
  • Die Abschiebung von Afitap Demir in ein Land, das sie nicht mehr als ihres emfpindet und wo sie nicht sein will.
  • Die Art und Weise, wie der der deutsche Staat und das Land Hessen mit Opfern von Gewalt umgehen.
  • Die bevorstehende Abschiebung von Afitap Demir und die durch die Inhaftierung und Abschiebeandrohung ihr zugefügten Leiden.

Es ist ferner erstaunlich, dass einerseits immer wieder die Femizide in der Türkei und die Rechtlosigkeit der Frauen dort thematisiert werden, aber gleichzeitig wird die Lebenssituation von Frauen dort ausgeblendet, wenn es um Abschiebungen geht. Dieses heuchlerische Spiel erleben wir genauso bei politischen Flüchtlingen aus verschiedensten Ländern Afrikas oder Asiens, bei Flüchtlingen aus Kriegsgebieten wie Afghanistan, Irak, Nigeria, Sudan …

Wir Karawane-Frauen stehen in Solidarität mit Afitap Demir, mit ihrer Familie und ihren FreundInnen. Wir rufen alle Frauen und Frauenvereine, -organisationen und -gemeinschaften auf, ihre Solidarität mit Afitap Demir zu bekunden und sich gegen die geplante Abschiebung zu stellen. Wenige Tage vor dem Internationalen Kampftag der Frauen, sehen wir es als unsere Pflicht, uns an die Seite von Afitap und allen anderen Frauen zu stellen, die von Gewalt, Abschiebung oder der Trennung von ihren Familien betroffen sind.

Solidarisch bleiben wir miteinander im Kampf für unsere Würde und Freiheit verbunden.

KARAWANE Flüchtlingsfrauenbewegung

Weitere Infos: https://www.fr.de/rhein-main/darmstadt/darmstadt-kritik-an-geplanter-abschiebung-von-mutter-waechst-90223922.html?utm_term=Autofeed&utm_medium=Social&utm_source=Twitter#Echobox=1614621183
https://www.fr.de/rhein-main/darmstadt/darmstadt-mutter-behindertem-abschiebehaft-tuerkei-demo-90217509.html

Online refugee meetings – Invitation and Program

Programm als PDF | PDF برنامه به فارسی | Program as PDF | türkçe Program

Corona hits us refugees particularly hard. Above all, our sisters and brothers, our children, who are on the move at the borders of Europe in search of a safe place, are living in a nightmare. Our families and acquaintances whom we have had to leave behind in our countries of origin are, in addition to the pandemic, perhaps additionally affected by wars or the economic consequences of the pandemic or sanctions. They are struggling to survive every day. Maybe they are also affected by the persecution of dictatorial regimes that forbid them to organise and stand up for their rights as workers, women, pupils and students or teachers.
We want to analyse the situation from different aspects and discuss it together: What is it like to be a refugee in Germany? Under which living conditions do we live here? What injustices are we confronted with? What can we do together? Since we can neither travel nor meet, we want to offer virtual spaces to exchange, have joint discussions and look for ways to defend our rights. If other issues seem more important to you and you want to discuss and develop solutions with communities in solidarity, please tell us about them. Together we can look back on 500 years of resistance against colonialism, imperialism and injustice and bring our experiences into future struggles in solidarity, regardless of origin, language, religion, gender, age, …

Who are we?

We are CARAVAN for the rights of refugees and migrants. We organise ourselves and take care of our concerns together. Since 1998, we have been fighting in Germany for our basic rights, against deportations, against exploitation, against racism, against isolation and police brutality and against any kind of injustice… The slogan “We are here because you are destroying our countries” has accompanied us since our existence, because the global colonial and imperialist order determines our lives and forces us to flee. We rebel against this everywhere and strengthen ourselves through solidarity action.
Since 2004, we have been continuously active together with the Federation of Migrant Workers from Turkey in Germany AGIF and other migrant self-organisations in Wuppertal. Before Corona we had a weekly open meeting. This is no longer possible, so we now organise online meetings.

Note for all communities

The events are only for people with refugee experience. All discussions will take place via the zoom channel of THE VOICE Refugee Forum. Please contact us if you want to participate. Let us know which language you speak so that we can organise translations together beforehand. We will send you the link before the event.

How can we be reached?

We speak German, English, Farsi, French, Kurdish, Turkish. If you speak another language, we will ask friends and organise this as well.
Send us an email or a message to the phone numbers below:

Phone:

  • Gülay: 0162 989 07 46 (German and Turkish)
  • Araz: 0178 853 07 01 (German, English, Farsi)

KARAWANE für die Rechte der Flüchtlinge und MigrantInnen
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BREAK THE SILENCE: Truth and justice for Amed Ahmad

Those who discontinue proceedings on these grounds do not want any clarification. We continue to demand: Truth and justice for Amed Ahmad!

We, as the Amed Ahmad Initiative, call you to a rally on Tuesday, 9 March 2021 from 1:30 pm onwards on the occasion of the 28th session of the Parliamentary Investigation Committee III (Kleve) in front of the Düsseldorf State Parliament. We will not leave the police and judicial scandal surrounding the temporary end of the criminal investigation into the unlawful detention and death of Amed Ahmad without comment.

“Our demands are justice, justice and justice. We will not stop asking for the murderers of our son. We use the word murderer because people killed Amed or caused his death.” (Malek and Fadila Ahmad, the parents of Amed Ahmad – in October 2018)

On 4 February 2021, the criminal case against police officer Frank G. was dropped. The public prosecutor’s office had previously investigated the police officer from Geldern on suspicion of deprivation of liberty. G. is said to have recognised the detention of Amed Ahmad in the Kleve correctional facility in summer 2018 as a mistake, but then failed to ensure his release. It was also examined whether G. had made himself liable to prosecution for false statements as a witness before the Parliamentary Investigation Committee “Kleve”, which is to ensure clarification of the circumstances of Amed Ahmad’s detention and death in the state parliament of North Rhine-Westphalia since 2019. Now the public prosecutor’s office has discontinued the investigation. They had not been able to provide sufficient evidence that G. had deliberately acted falsely.

“The public prosecutor’s office presumably applies different standards to the prosecution of police officers than in normal cases for political reasons. It is absurd to assume only negligence in the case of deprivation of liberty. The police officers acting in this case have accepted the detention of the wrong person,” said the lawyers of the Ahmad family, Forst and Reinecke.

As the Amed Ahmad Initiative, which represents the relatives and friends of Amed Ahmad in public, we feel reminded of the arson death of Oury Jalloh, who died 16 years ago in a detention room of the police station in Dessau under as yet unexplained circumstances. As in the struggle for an explanation of Oury Jalloh’s death, the family of Amed Ahmad, together with their lawyers, must now fight against the alleged memory lapses of the police and judicial officers and staff of the Kleve district police authority and the prison. And we fear that the “case” will be filed away for lack of will to clear it up and will only be remembered as a “tragic data mishap”. But it was the racist structures that became fatal for Amed.

Thus, G. was only investigated after it became known through a press release that G. had been informed about Amed Ahmad’s unlawful imprisonment weeks before his death in the JVA Kleve. What is particularly piquant is that G. already “knew” Amed Ahmad at that time, the local authorities in Geldern had him on their radar. We are convinced that the institutional racism of the police and judicial authorities, as well as the racist stigmatisation and criminalisation of Amed Ahmad, as he had to experience it before his detention, is partly responsible for his death on 29 September 2018. Specifically, we name the Geldern District Police Department, the Geldern District Court, the Geldern-Pont and Kleve correctional facilities, the public prosecutors involved, the Geldern Office for Labour and Social Affairs, and the Geldern Department for Regulatory and Commercial Affairs.

Our criticism is also directed at NRW Minister of the Interior Herbert Reul (CDU), Minister of Justice Biesenbach (CDU) and the public prosecutor’s offices involved. Neither those politically responsible nor the investigating and judicial authorities are interested in a full investigation into the background of Amed Ahmad’s death. Without a consistent investigation, we fear that migrants in particular will continue to fear for their lives in contact with the police officers of the Kleve district police authority and elsewhere. From the beginning, we have asked who will protect us and our children if we cannot rule out that something like this could happen again at any time. We refer to 179 other unsolved cases of deaths in police custody in Germany since 1990, which have been investigated by the “Death in Custody” campaign.

For Tuesday, 9 March 2021, we are organising a rally and a press conference with the parents and friends of Amed Ahmad, the lawyers Forst and Reinecke and the Initiative in Memory of Oury Jalloh on the occasion of the 28th session of the parliamentary committee of enquiry in front of the Düsseldorf state parliament.

We want to come together to accuse the German and also the European asylum system of systematically depriving Amed of his human dignity.
We accuse those who apparently did not care at all about Amed’s detention through no fault of his own. Those who did not take him seriously with his contradiction that he was not the wanted man, who knowingly accepted his false detention – or even caused it and covered it up. We accuse those who could have prevented Amed’s death and who are talking their way out of responsibility. We accuse those who slandered Amed even after his death. And we accuse those who promised all-encompassing clarification but did not keep their word and did not want to keep it from the beginning.
We accuse a system of dehumanisation and denial of responsibility, we accuse these social conditions that make such a death possible and only create indifference in a large part of the people.

Because we will not stand idly by and watch all this, we demand:

A complete clarification and justice for Amed and for all other victims of racist, patriarchal and anti-Semitic violence. For us, this includes a fundamental recognition of the mechanisms of institutional racism of the police and judicial authorities, but also the racism of the so-called majority society. We emphatically demand that the experiences of those affected, the suffering they have experienced and the loss of a loved one finally be taken seriously. From our indictment must follow the demand for structural changes in the police authorities and consequences for all those responsible. This is also why we demand public places of remembrance and commemoration. Because the people who were killed here were part of this society of the many. And also for this reason we demand that the perspectives, the experiences and the voices of those who have not been heard for too long finally become visible, finally be heard. And all these people who accuse, who have accused, they are not victims – they are fighting for their rights here and now.
They are fighting here and now for their right to be seen and heard – their right to be seen and recognised as human beings.

This is also why we want to come together again and again, exchange ideas and strengthen each other. We want to take our demands for fundamental change to the streets together again and again! We want the many voices of those who have not been taken seriously and overheard for too long to become loud together and finally be heard. And we will not leave anyone alone in this struggle!

We want to raise our voices together for those who can no longer speak for themselves because these racist, patriarchal and anti-Semitic structures have already taken their lives away from them. We want to take hold of our own memories again and at the same time not ignore the diversity of experiences.
That we relate to each other in solidarity and are allies for each other. Because we are human beings – from Kleve, Hanau to Dessau – everywhere.

For a society of the many in solidarity! No one is forgotten!

BREAK THE SILENCE: Aufklärung und Gerechtigkeit für Amed Ahmad

Wer ein Verfahren mit dieser Begründung einstellt, will keine Aufklärung. Wir fordern unverändert: Aufklärung und Gerechtigkeit für Amed Ahmad!

Wir, als Initiative Amed Ahmad, rufen euch zu einer Kundgebung am Dienstag, den 9. März 2021 ab 13:30 Uhr anlässlich der 28. Sitzung des Parlamentarischen Untersuchungsausschuss III (Kleve) vor dem Landtag Düsseldorf auf. Wir werden den Polizei- und Justizskandal um das vorläufige Ende der Strafermittlungen zur widerrechtlichen Inhaftnahme und zum Tod von Amed Ahmad nicht unkommentiert lassen.

“Unsere Forderungen lauten Gerechtigkeit, Gerechtigkeit und Gerechtigkeit. Wir werden nicht aufhören, nach den Mördern von unserem Sohn zu fragen. Wir benutzen das Wort Mörder, weil Menschen Amed getötet haben oder seinen Tod verursacht haben”. (Malek und Fadila Ahmad, die Eltern von Amed Ahmad – im Oktober 2018)
Am 4. Februar 2021 ist das Strafverfahren gegen den Polizisten Frank G. eingestellt worden. Die Staatsanwaltschaft hatte zuvor gegen den Polizeibeamten aus Geldern wegen des Verdachts der Freiheitsberaubung ermittelt. G. soll die Inhaftierung von Amed Ahmad in der JVA Kleve im Sommer 2018 als Fehler erkannt, dann aber nicht für die Freilassung von Amed Ahmad gesorgt haben. Auch wurde geprüft, ob G. sich vor dem Parlamentarischen Untersuchungsausschuss “Kleve”, der seit 2019 im Landtag von Nordrhein-Westfalen für Aufklärung zu den Umständen der Inhaftierung und des Todes von Amed Ahmad sorgen soll, wegen falscher Aussagen als Zeuge strafbar gemacht habe. Nun hat die Staatsanwaltschaft die Ermittlungen eingestellt. Sie hätten keine hinreichenden Beweise dafür liefern können, dass G. vorsätzlich falsch gehandelt habe.

“Die Staatsanwaltschaft legt vermutlich aus politischen Gründen bei der Strafverfolgung von Polizeibeamt:innen andere Maßstäbe an, als im Normalfall. Es ist abwegig, bei der Freiheitsberaubung nur von Fahrlässigkeit auszugehen. Die handelnden Polizeibeamt:innen haben die Inhaftierung der falschen Person billigend in Kauf genommen”, so die Anwälte der Familie Ahmad, Forst und Reinecke.

Als Initiative Amed Ahmad, die die Angehörigen und Freund:innen von Amed Ahmad in der Öffentlichkeit vertritt, fühlen wir uns an den Brand-Tod von Oury Jalloh erinnert, der vor 16 Jahren in einem Haftraum der Polizeistation in Dessau unter bisher ungeklärten Umständen starb. Wie im Ringen um Aufklärung zu Oury Jallohs Tod muss nun auch die Familie von Amed Ahmad gemeinsam mit ihren Anwälten gegen die vorgeblichen Gedächtnislücken der Polizei und Justiz-Beamt:innen und -Mitarbeitenden der Kreispolizeibehörde Kleve und der JVA kämpfen. Und wir befürchten, dass der „Fall“ mangels Aufklärungswillen zu den Akten gelegt werden soll und lediglich als „tragische Datenpanne“ in Erinnerung bleiben wird. Es waren aber die rassistischen Strukturen, die für Amed tödlich wurden.

So wurde erst gegen G. ermittelt, nachdem durch eine Presseveröffentlichung bekannt wurde, dass G. Wochen vor Amed Ahmads Tod in der JVA Kleve über dessen unrechtmäßige Inhaftierung informiert war. Besonders pikant ist, dass G. Amed Ahmad zu diesem Zeitpunkt bereits „kannte“, die lokalen Behörden in Geldern hatten ihn auf dem Kieker. Wir sind überzeugt, dass der institutionelle Rassismus der Polizei- und Justizbehörden sowie die rassistische Stigmatisierung und Kriminalisierung von Amed Ahmad, wie er sie vor seiner Inhaftierung erleben musste, mitverantwortlich für seinen Tod am 29. September 2018 ist. Konkret benennen wir dabei die Kreispolizeibehörde Geldern, das Amtsgericht Geldern, die JVA Geldern-Pont und Kleve, die beteiligten Staatsanwaltschaften, das Amt für Arbeit und Soziales Geldern sowie die Abteilung für Ordnungs- und Gewerbeangelegenheiten Geldern.
Unsere Kritik richtet sich auch an NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU), Justizminister Biesenbach (CDU) sowie an die beteiligten Staatsanwaltschaften. Sowohl die politisch Verantwortlichen als auch die Ermittlungs- und Justizbehörden sind an einer vollumfassenden Aufklärung zu den Hintergründen von Amed Ahmads Tod nicht interessiert. Ohne konsequente Aufklärung befürchten wir aber, dass auch weiterhin vor allem migrantisierte Menschen im Kontakt mit den Polizeibeamt:innen der Kreispolizeibehörde Kleve und andernorts um ihr Leben fürchten müssen. Wir haben von Anfang an gefragt, wer uns und unsere Kinder schützt, wenn wir nicht ausschließen können, dass so etwas jederzeit wieder passieren kann. Verwiesen sei dabei auf deutschlandweit 179 weitere ungeklärte Fälle von Tod in Polizeigewahrsam seit 1990, die von der Kampagne “Death in Custody” aufgearbeitet wurden.

Für den Dienstag, den 9.März 2021 organisieren wir daher ab 13:30 Uhr eine Kundgebung und eine Pressekonferenz mit den Eltern und Freund:innen von Amed Ahmad, den Anwälten Forst und Reinecke und der Initiative in Gedenken an Oury Jalloh anlässlich der 28. Sitzung des Parlamentarischen Untersuchungsausschusses vor dem Landtag Düsseldorf.

Wir wollen zusammen kommen, um das deutsche und auch das europäische Asylsystem anzuklagen, dass Amed systematisch seiner Menschenwürde beraubt hat.

Wir klagen diejenigen an, denen Ameds unverschuldete Inhaftierung offenbar vollkommen egal war. Diejenigen, die ihn mit seinem Widerspruch, dass er nicht der Gesuchte sei, nicht ernst genommen haben, die seine fälschliche Inhaftierung wissentlich in Kauf genommen haben – oder sogar verursacht und vertuscht haben. Wir klagen diejenigen an, die Ameds Tod hätten verhindern können und die sich aus der Verantwortung herausreden. Wir klagen diejenigen an, die Amed selbst nach seinem Tod verleumdet haben. Und wir klagen diejenigen an, die allumfassende Aufklärung versprochen haben, aber ihr Wort nicht gehalten haben und von Anfang an nicht halten wollten.
Wir klagen ein System der Entmenschlichung und der Abwehr von Verantwortung an, wir klagen diese gesellschaftlichen Verhältnisse an, die so einen Tod möglich machen und bei einem Großteil der Menschen nur Gleichgültigkeit erzeugt.

Weil wir alldem nicht tatenlos zusehen werden, fordern wir:
eine lückenlose Aufklärung und Gerechtigkeit für Amed und für alle anderen Opfer rassistischer, patriarchaler und antisemitischer Gewalt. Dazu gehört für uns eine grundlegende Anerkennung der Mechanismen von institutionellem Rassismus der Polizei und Justizbehörden aber auch dem Rassismus der sogenannten Mehrheitsgesellschaft. Wir fordern mit Nachdruck, dass die erlebten Erfahrungen der Betroffenen, das erlebte Leid und der Verlust von einem geliebten Menschen endlich ernst genommen werden. Aus unserer Anklage muss die Forderung nach strukturellen Veränderungen der polizeilichen Behörden und Konsequenzen für alle Verantwortlichen folgen. Auch deshalb fordern wir öffentliche Orte des Gedenkens und des Erinnerns. Denn die Menschen, die hier getötet wurden, waren ein Teil dieser Gesellschaft der Vielen. Und auch deshalb fordern wir, dass die Perspektiven, die Erfahrungen und die Stimmen derjenigen, die zu lange nicht angehört wurde, endlich sichtbar werden, endlich angehört werden. Und all diese Menschen, die anklagen, die angeklagt haben, sie sind keine Opfer –
Sie erkämpfen sich hier und jetzt ihr Recht darauf gesehen und gehört zu werden – ihr Recht darauf, als Menschen gesehen und anerkannt zu werden.

Auch deshalb wollen wir immer wieder zusammen kommen, uns austauschen und gegenseitig stärken. Wir wollen unsere Forderungen nach grundlegenden Veränderungen immer wieder gemeinsam auf die Straße tragen! Wir wollen, dass die vielen Stimmen derjenigen, die schon zu lange nicht ernst genommen und überhört wurden, gemeinsam laut werden und endlich Gehör finden. Und wir werden niemanden bei diesem Kampf alleine lassen!
Wir wollen gemeinsam die Stimmen für diejenigen erheben, die nicht mehr für sich selbst sprechen können, weil ihnen diese rassistischen, patriarchalen und antisemitischen Strukturen bereits ihr Leben genommen haben. Wir wollen uns wieder unseren eigenen Erinnerungen bemächtigen und zugleich die Vielfalt der Erfahrungen nicht ignorieren.
Dass wir uns solidarisch aufeinander beziehen und füreinander Verbündete sind. Weil wir Menschen sind – von Kleve, Hanau bis Dessau – überall.

Für eine solidarische Gesellschaft der Vielen! Niemand ist vergessen!

Die Familien der Opfer des rassistischen Mordanschlages von Hanau sprechen

Die Karawane ist maßgeblich auf Spenden angewiesen. Unsere Organisation besteht überwiegend aus Flüchtlingen, die (wenn überhaupt) nur über sehr geringe finanzielle Mittel verfügen. Aus diesem Grunde haben wir 2008 den „Förderverein Karawane e. V.” gegründet. Unser Verein ist als gemeinnützig anerkannt und kann deswegen auf Wunsch Spendenquittungen ausstellen, so dass sie steuerlich absetzbar sind. Wenn bei der Überweisung die Adresse mit angegeben wird, verschicken wir die Spendenbescheinigung automatisch spätestens am Anfang des Folgejahres.

Kontakt: foerderverein(at)thecaravan.org

Unsere Bankverbindung lautet:
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In Gedenken an die Opfer von Hanau – Demonstration in Wuppertal

Die Karawane ist maßgeblich auf Spenden angewiesen. Unsere Organisation besteht überwiegend aus Flüchtlingen, die (wenn überhaupt) nur über sehr geringe finanzielle Mittel verfügen. Aus diesem Grunde haben wir 2008 den „Förderverein Karawane e. V.” gegründet. Unser Verein ist als gemeinnützig anerkannt und kann deswegen auf Wunsch Spendenquittungen ausstellen, so dass sie steuerlich absetzbar sind. Wenn bei der Überweisung die Adresse mit angegeben wird, verschicken wir die Spendenbescheinigung automatisch spätestens am Anfang des Folgejahres.

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In memory of Laye Alama Condé & Oury Jalloh | Call for Action NRW

Aufruf NRW Oury Jalloh als PDF
call NRW Oury Jalloh as PDF

Call of the initiative in remembrance of Oury Jalloh

Dear friends, dear sisters and brothers,

7 January 2021 marks 16 years since the gruesome death of Oury Jalloh. He was unlawfully detained by the police in Dessau, maltreated, chained hand and foot and burned to death in the tiled cell No. 5 of the police station in Dessau. On the same day, the lies and cover-up attempts by the Dessau police and public prosecutor’s office and their connected organs began. All questions from the family, acquaintances, friends of Oury Jalloh were dismissed. The burning questions prompted us to formulate them publicly in an organised way. A nationwide movement emerged. In order to silence it, members of the communities were put under pressure by the authorities and the police, not only in Dessau. The livelihood of the African community in Dessau was permanently threatened. Mouctar Bah’s business licence for his tele-café was revoked in order to close the meeting place. Furthermore, constructed lies were used to criminalise the movement. The partners of the Dessau police, their fascist dogs were set on individual members. But all this was not enough to stop the communities’ struggle for truth. The Initiative in Memory of Oury Jalloh formed and throughout the republic the cruel and barbaric murder of Oury Jalloh was brought into public focus by the slogan “Oury Jalloh, that was murder!”.

Today, after almost 16 years, we are certain that it was murder. Evidence was provided by the Initiative in Memory of Oury Jalloh through independent expertises. We also uncovered the murders of Hans-Jürgen Rose and Mario Bichtermann by the Dessau police. If the state had consistently and completely investigated these before the death of Oury Jalloh, Oury Jalloh might still be with us today.

Today, after almost 16 years, racism is more of an issue than ever. Yet those responsible continue to negate the obvious facts. Right-wing and racist structures in the police and the armed forces are uncovered almost weekly. Yet no one asks what they have been doing for years. We know not from studies but from our personal experiences what racism means in isolation camps, in authorities and in police checks. The public media does talk about the racist structures in the Essen police, but why are these not linked to the two victims of racist police brutality, Mikael Haile and Adel’s death? Why are the obvious links between these structures and the racist attacks by the police in Essen, three of which have come to public attention this year alone, not drawn?

We have learned in the struggle for justice for Oury Jalloh that we must stand united so that the truth is neither denied nor buried. The struggle for justice is above all a struggle to come together as witnesses to the crimes and to make the crimes visible. Whether then the many commissions of enquiry, court cases, … recognise the truth is another matter. What is important is that we are aware that change comes first and foremost from us.

So when we come together on the anniversary of Oury Jalloh’s death, because we cannot travel to Dessau together this year due to the pandemic, we are not only remembering him, but also keeping his hopes and wishes alive: His wishes for a better life, his care to provide for his family left behind in Guinea, his hopes and his longing to take his child taken away from him in his arms, but also our anger about his multiple murders, in the war for diamonds in Sierra Leone, at sea on the way to Europe, in the isolation camps in Saxony-Anhalt and finally in police cell No. 5, in us.

But when we remember him at the same time, we expose the connection between his murder and the victims we have had to mourn everywhere else. When we shout “Oury Jalloh, that was murder!” we make the logical chain to the other victims of racist police or state brutality in Bremen, Dortmund, Essen, Frankfurt am Main, Hamburg, Hanover, Kleve, Remscheid…. visible. When we stand at the places and shout “It was murder!” we defend the truth that cannot be wiped away with hypocritical studies, at least not as long as we can stand together in solidarity and act as witnesses. So the call for this day of remembrance of Oury Jalloh goes out to all initiatives that have formed as a result of racist police or state brutality. On the day of Oury Jalloh’s death, let us hold up the truth and send our solidarity to Dessau and all other places. Let us carry the names and the stories of the victims to the public and let the truth shine brightly so that it is not tortured to death in the dungeons of the old reactionary structures like all the fighters of freedom and independence in the dungeons of the colonial powers and their henchmen.

Oury Jalloh is not alone as long as we stand and spread the truth about his murder. And where we stand, others have had to leave because they experienced racism in practice.

Let us in solidarity break the silence and defend the truth.
Let us build and strengthen communities for a lasting defence of our fundamental rights.
Racism can never be eliminated by the perpetrators, but by us, from below, and only together.

7th January 2005 | Bremen | Laye Alama Condé
On the same day as Oury Jalloh, on 7 January 2005, Laye Alama Condé died in Bremen as a result of an emetic. The following court cases a farce and insult to the communities.

14th April 2006 | Dortmund | Dominique Kouamadio
Fled as a minor from the war for raw materials in the Congo, Dominique Kouamadio was caught up in the asylum process, shot dead by the Dortmund police on 14 April 2006. Legal processing was rejected several times because his sister was denied the family relationship.

14th January 2007 | Remscheid | Mohammed Sillah / Selah
Mohammad Sillah, Musician and songwriter from Guinea, refugee in Remscheid, died on 14 January 2007. He did not receive the necessary medical care, he was refused a health certificate because he was to be deported. Friends who campaigned for clarification were threatened by police raids and weapons. The city of Remscheid threatened the friends with lawsuits but avoided any public or legal confrontation.

19th May 2011 | Frankfurt am Main | Christy Omordion Schwundeck
In need, Christy Omordion Schwundeck asks for a little stop-gap at the Gallus Job Centre. The police are called. She is shot there right at the job centre. The communities’ questions are ignored.

7th July 2012 | Dortmund | Ousman Sey
Emergency. Despite heart palpitations and seizures, treatment in hospital is refused to Ousman Sey. As the pain increases and he panics, he breaks a window. Police are called, at the station he dies tied by the hands.

27th April 2017 | Essen | “Mike” Michael Haile
Departing from Eritrea for a safe life without the military, Michael Haile died in Essen when the police shot him for as yet unknown reasons. Family and friends are still puzzling over why the quiet and shy young man was shot and still have no plausible answers.

29th September 2018 | Gelder & Kleve | Amed Ahmad
Escaped Syria’s prisons and the bloody war. Found friends in Geldern, but was unlawfully and “intentionally” (?) arrested. Amed Ahmad burned to death after two months of unlawful deprivation of liberty in Kleve Prison.

18th June 2019 | Essen Altendorf | Adel
In an emergency situation Adel called for help. Shot by the police through the front door of his flat in Altendorf on 18 June without self-defence. To this day, the families and surviving relatives are demanding clarification.

The activities and actions in memory of Oury Jalloh and Laye Alama Condé are organised by various local groups and initiatives and all refer to each other under the hashtag #WeNeverForgetOuryJalloh.

CARAVAN for the rights of refugees and migrants
Wuppertal Office
Marienstr. 52 | 42105 Wuppertal
email: wuppkarawane@yahoo.de
internet: http://thecaravan.org
facebook: https://www.facebook.com/karawanewuppertal oder https://www.facebook.com/caravannetwork

In Gedenken an Laye Alama Condé & Oury Jalloh | Aufruf Aktionen NRW

Aufruf NRW Oury Jalloh als PDF

call NRW Oury Jalloh as PDF

Liebe Freundinnen und Freunde, liebe Schwestern und Brüder,

am 7. Januar 2021 sind 16 Jahre nach dem grausamen Tod von Oury Jalloh vergangen. Er wurde von der Polizei in Dessau unrechtsmäßig inhaftiert, malträtiert, an Händen und Füßen angekettet und in der gefliesten Zelle Nr. 5 der Polizeiwache in Dessau verbrannt. Am gleichen Tag begannen die Lügen und Vertuschungsversuche der Polizei und Staatsanwaltschaft Dessau und ihre angebundenen Organe. Alle Fragen der Familie, Bekannten, Freundinnen und Freunde von Oury Jalloh wurden abgewiesen. Die brennenden Fragen veranlassten uns, organisiert diese öffentlich zu formulieren. Eine bundesweite Bewegung entstand. Um diese zum Schweigen zu bringen, wurden Mitglieder der Gemeinschaften nicht nur in Dessau seitens der Behörden und der Polizei unter Druck gesetzt. Die Lebensgrundlage der afrikanischen Gemeinschaft in Dessau wurde permanent bedroht. Die Gewerbelizenz von Mouctar Bah für sein Tele-Café wurde entzogen, um den Treffpunkt zu schließen. Ferner wurden durch konstruierte Lügen die Bewegung kriminalisiert. Die Partner der Dessauer Polizei, ihre faschistischen Hunde wurden auf einzelne Mitglieder gehetzt. Doch all dies reichte nicht aus, um den Kampf der Gemeinschaften für die Wahrheit aufzuhalten. Die Initiative in Gedenken an Oury Jalloh formierte sich und durch die gesamte Republik wurde der grausame und barbarische Mord an Oury Jalloh durch die Parole „Oury Jalloh, das war Mord!“ in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt.

Heute nach knapp 16 Jahren sind wir uns gewiss, dass es Mord war. Beweise wurden von der Initiative in Gedenken an Oury Jalloh durch unabhängige Gutachten vorgelegt. Zudem deckten wir die Morde an Hans-Jürgen Rose und Mario Bichtermann durch die Dessauer Polizei auf. Hätte der Staat diese konsequent und lückenlos vor dem Tod von Oury Jalloh aufgeklärt, wäre Oury Jalloh vielleicht heute noch unter uns.

Heute nach fast 16 Jahren ist Rassismus mehr denn je ein Thema. Doch weiterhin negieren die Verantwortlichen die offensichtlichen Tatsachen. Fast wöchentlich werden rechte und rassistische Strukturen in Polizei und Bundeswehr aufgedeckt. Doch keiner fragt, was diese Jahrelang gemacht haben. Wir wissen nicht aus Studien, sondern aus unseren persönlichen Erfahrungen, wie Rassismus in den Isolationslager, in Behörden und bei Polizeikontrollen bedeuten. In den öffentlichen Medien wird zwar über die rassistischen Strukturen in der Polizei Essen gesprochen, aber warum werden diese nicht in Verbindung gebracht zu den beiden Opfern rassistischer Polizeibrutalität, zu Mikael Haile und Adels Tod? Warum werden die offensichtlichen Verbindungen zwischen diesen Strukturen und den rassistischen Übergriffen der Polizei in Essen, von denen drei alleine in diesem Jahr in der Öffentlichkeit bekannt wurden, nicht gezogen?

Wir haben in dem Kampf um Gerechtigkeit für Oury Jalloh gelernt, dass wir geschlossen uns einsetzen müssen, damit die Wahrheit weder verleugnet noch begraben wird. Der Kampf um Gerechtigkeit ist vor allem ein Kampf darum, als Zeugen der Verbrechen zusammenzukommen und die Verbrechen sichtbar zu machen. Ob dann die vielen Untersuchungsausschüsse, Gerichtsverfahren, … die Wahrheit anerkennen ist eine andere Sache. Wichtig ist, dass wir uns bewusst sind, dass Veränderung vor allem von uns ausgeht.

Wenn wir also am Todestag von Oury Jalloh zusammenkommen, weil wir dieses Jahr aufgrund der Pandemie nicht gemeinsam nach Dessau anreisen können, dann gedenken wir nicht nur ihm, sondern halten auch seine Hoffnungen und Wünsche lebendig: Seine Wünsche auf ein besseres Leben, seine Fürsorge, für seine zurückgelassene Familie in Guinea zu sorgen, seine Hoffnungen und seine Sehnsucht, seinen ihm weggenommenen Kind in die Arme zu nehmen, aber auch unseren Wut über seine mehrfache Ermordung, in dem Krieg um Diamanten in Sierra Leone, auf dem Meer auf dem Weg nach Europa, in den Isolationslager in Sachsen-Anhalt und schließlich in der Polizeizelle Nr. 5, in uns.

Wenn wir aber gleichzeitig an ihn erinnern, legen wir die Verbindung zwischen seiner Ermordung und den Opfern, die wir überall anders beklagen mussten, offen. Wenn wir rufen „Oury Jalloh, das war Mord!“, machen wir die logische Kette zu den anderen Opfern rassistischer Polizei- oder Staatsbrutalität in Bremen, Dortmund, Essen, Frankfurt am Main, Hamburg, Hannover, Kleve, Remscheid… sichtbar. Wenn wir an den Orten stehen und rufen „Es war Mord!“ verteidigen wir die Wahrheit, die man mit scheinheiligen Studien nicht wegwischen kann, zumindest nicht solange wir solidarisch zusammenstehen und als Zeuginnen auftreten können. Der Aufruf für diesen Gedenktag an Oury Jalloh geht also an allen Initiativen, die sich als Folge rassistischer Polizei- oder Staatsbrutalität gebildet haben. Halten wir am Todestag von Oury Jalloh die Wahrheit hoch und senden unsere Solidarität nach Dessau und an allen anderen Orten. Tragen wir die Namen und die Geschichten der Opfer in die Öffentlichkeit und lassen die Wahrheit hell leuchten, damit sie nicht in den Kerkern der alten reaktionären Strukturen zu Tode gequält wird wie alle Kämpferinnen und Kämpfer der Freiheit und Unabhängigkeit in den Kerkern der Kolonialmächte und ihren Handlangern.

Oury Jalloh ist nicht alleine, solange wir dastehen und die Wahrheit über seinen Mord verbreiten. Und dort, wo wir stehen, mussten andere von uns gehen, weil sie Rassismus praktisch erfahren haben.

Brechen wir solidarisch das Schweigen und verteidigen die Wahrheit
Bauen und stärken wir die Gemeinschaften für eine dauerhafte Verteidigung unserer Grundrechte
Rassismus kann nie von den Tätern beseitigt werden, sondern von uns, von unten, und zwar nur gemeinsam.

7. Januar 2005 | Bremen | Laye Alama Condé

Am gleichen Tag wie Oury Jalloh, am 7. Januar 2005, stirbt in Bremen auch Laye Alama Condé an den Folgen eines Brechmitteleinsatzes. Die folgenden Gerichtsprozesse ein Farce und Beleidigung für die Gemekinschaften.

14. April 2006 | Dortmund | Dominique Kouamadio

Als Minderjähriger vom Krieg um Rohstoffe in Kongo geflohen, wurde Dominique Kouamadio im Asylprozess aufgerieben, erschossen am 14. April 2006 von der Dortmunder Polizei. Rechtliche Aufarbeitung wurde mehrmals abgewiesen, weil man seiner Schwester das Familienverhältnis und die Verletztheit absprach.

14. Januar 2007 | Remscheid | Mohammed Sillah / Selah
Mohammad Sillah, Musiker und Songwriter aus Guinea, Flüchtling in Remscheid, gestorben am 14. Januar 2007. Er erhielt nicht die notwendige medizinische Versorgung, ihm wurde der Krankenschein verweigert, weil er abgeschoben werden sollte. Freunde, die sich für die Aufklärung eingesetzt haben, wurden durch Polizeirazzia und Waffen bedroht. Die Stadt Remscheid bedrohte die Freunde mit Klagen vermied aber jede öffentliche oder rechtliche Auseinandersetzung.

19. Mai 2011 | Frankfurt am Main | Christy Omordion Schwundeck
In Not bittet Christy Omordion Schwundeck beim Jobcenter Gallus um eine kleine Überbrückungshilfe. Die Polizei wird gerufen. Sie wird dort direkt beim Jobcenter erschossen. Die Fragen der Gemeinschaften werden ignoriert.

7. Juli 2012 | Dortmund | Ousman Sey
Notfall. Trotz Herzrasen und Krampfanfälle wird eine Behandlung von Ousman Sey im Krankenhaus verweigert. Als die Schmerzen größer werden und er panisch wird, zerschlägt er ein Fenster. Polizei wird gerufen, auf der Wache stirbt er gefesselt an den Händen.

27. April 2017 | Essen | “Mike” Michael Haile
Aus Eritrea aufgebrochen für ein sicheres Leben ohne Militär starb er in Essen durch die Schüsse der Polizei aus bisher unbekannten Gründen. Familie und Freunde grübeln immer noch, wieso der ruhige und schüchterne Michael Haile erschossen wurde und erhalten bis heute keine plausiblen Antworten.

29. September 2018 | Gelder & Kleve | Amed Ahmad
Syriens Gefängnissen und dem blutigen Krieg entflohen. In Geldern Freunde gefunden, jedoch rechtswidrig und „vorsätzlich“ (?) verhaftet. Verbrannte Amed Ahmad nach zwei Monaten unrechtsmäßiger Freiheitsberaubung in der JVA Kleve.

18. Juni 2019 | Essen Altendorf | Adel
In einer Notsituation rief < ahref=”https://www.facebook.com/gerechtigkeit4adel“>Adel um Hilfe. Am 18. Juni in Altendorf ohne Notwehr von der Polizei durch die Haustür im Treppenhaus erschossen. Bis heute verlangen die Familien und Hinterbliebenen nach Aufklärung.

In Gedenken an Şahin Çalışır getötet am 27. Dezemeber 1992

english report and speech of Orhan Çalışır

Am 27.12.2020 gedachten etwa 50 Menschen vor dem Amtsgericht in Neuss an den gewaltsamen Tod von Şahin Çalışır vor 28 Jahren.

Die Initiative Herkesin Meydanı – Platz für Alle Köln, der Solinger Appell, und die Migrantifa NRW teilten ihre sichten und Gefühle mit den anwesenden Personen. Ein Solidaritätserklärung der Initiative zum Gedenken an Ramazan Avci wurde vorgelesen.
Eine besondere Ehre war es für alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer, dass Angehörige von Şahin Çalışır vor Ort waren. Vielen Dank an Orhan Çalışır für den Redebeitrag! Hier die komplette Rede:

“Genau vor 28 Jahren am 27. Dezember 1992 wurde Şahin Çalışır auf der Autobahn 52 bei Meerbusch, ungefähr 5 km von hier entfernt ermordet. Die Täter waren zwei Neonazis und ein rechter Hooligan aus Solingen.

Şahin machte zu der Zeit seine Lehre als Schlosser bei der Firma Thyssen. Ein ruhiger und ehrgeiziger junger Mann, der noch das ganze Leben vor sich hatte.

Wir gedenken heute an Şahin vor dem Amtsgericht Neuss, weil dieses Gericht der zweite Tatort ist. Anfang Oktober 1993 fand hier die Gerichtsverhandlung gegen nur einen der Täter statt. Und zwar gegen Kalus Evertz, einen polizeibekannten Hooligan, der den Wagen fuhr. Für uns, die Angehörigen von Şahin war der ganze Prozess eine Farce.

Anfang der 1990’er Jahre war eine Zeit, wo fast jeden Tag rassistische Überfälle, Brandanschläge und Morde passierten. Ungefähr fünf Wochen vor der Ermordung von Şahin hatten Neonazis in Mölln das Haus der Familie Arslan in Brand gesteckt und drei Menschen umgebracht. Im Land herrschte eine Pogromstimmung gegen die Türkinnen und Türken und gegen Flüchtlinge. Nur die staatlichen Stellen hatten es nicht mitbekommen bzw. spielten die drei Affen.

Schon vor dem Gerichtsaal wurden wir, die Angehörigen von Şahin von Polizisten mit Schäferhunden durchsucht, während die Täter sich wie Zuhause verhielten. Anscheinend wollte der Staat die Neonazis vor uns schützen. Noch mehr: als der jüngste des Trios Marco Hansen seine Aussage machte, stand der Kopf der Gruppe Lars Gerhard Schoof mitten im Gerichtsaal und hatte den Hansen fest im Blick, um einen Fehler von ihm zu unterbinden, weil der bei der polizeilichen Vernehmung die Tat eigentlich zugab.

Er war nicht der einzige von den drei Tätern, der die Tat mehr oder weniger gestand. Der Angeklagte des Prozesses Klaus Evertz schrieb über Şahin vom Gefängnis aus „Das mit dem Herumlaufen hat sich für ihn erledigt“. Diese Aussage und der Brief waren dem Gericht bekannt, aber spielten im Prozess keine Rolle. Auch dass Lars Gerhard Schoof, Klaus Evertz kurz nach der Tat bei der Polizei mit dem Satz „bloß den Mund halten“ zum Schweigen brachte, war für das Gericht kein Thema.

Der Staatsanwalt grinste während des ganzen zweiten Verhandlungstages, als ob es hier um einen Schulstreich von pubertierenden Jugendlichen ginge und nicht um den Tod eines 20-jährigen, der aus rassistischen Gründen umgebracht wurde. In seinem Plädoyer sagte der Staatsanwalt, dass es ein unglücklicher Verkehrsunfall war und dass die Jungs – übersetzt die Neonazis – keine Typen seien, die sich ein Auto nehmen und ganz nach dem Motto „jetzt wollen wir Mal sehen, bis ein Ausländer vor dem Kühler läuft“. Mit diesem Staatsanwalt hatten die Täter einen sehr gewichtigen Verteidiger. Er forderte nur für den Fahrer des Autos, einen vorbestraften rechten Hooligan, ein Jahr auf Bewährung. Gegen die anderen beiden wurde nicht mal Anklage erhoben.

So wurde Şahin am 7. Oktober 1993, fast 10 Monate nach seiner Ermordung auf der Autobahn 52 noch einmal getötet. Und zwar hier in diesem Haus. Deshalb ist dieses Gerichtsgebäude ein zweiter Tatort. Diese Haltung des Staates bei rassistischen Morden ermutigte die Täter zu anderen, noch brutaleren Taten.

Am 29. Mai 1993 verübten vier Neonazis einen Brandanschlag auf das Haus von Familie Genç in Solingen. Fünf Menschen starben und 14 wurden zum Teil sehr schwer verletzt. Drei der vier Täter trainierten zusammen mit Lars Gerhard Schoof in der Kampfsportschule Hak-Pao in Solingen unter der Leitung von Bernd Schmitt, der ein V-Mann des Verfassungsschutzes von NRW war.

Şahin wurde vor 28 Jahren getötet. Zum ersten Mal wird heute an ihn öffentlich gedacht. Spät, aber und hoffentlich nicht zu spät für potentielle Opfer rassistischer Gewalt. Andere Verbrechen können nur durch die entschlossene Bekämpfung des Rassismus verhindert werden. Dazu gehört auch das Gedenken an die Opfer, die wie Şahin teilweise von der Öffentlichkeit vergessen wurden. Oder deren hinterhältige Ermordung nicht mal in der Öffentlichkeit wahrgenommen wurde. Auf staatliche Stellen können und dürfen wir uns nicht verlassen, hat die Erfahrung uns gelehrt. Sie haben diese Morde nicht verhindert und nichts sagt uns, dass sie es in der Zukunft tun werden.

Nur die Selbstorganisation und die Selbsttätigkeit der potentiellen Opfer, der Anti-Rassistinnen und Anti-Rassisten, der Migrantinnen und Migranten kann rassistische Angriffe und Morde verhindern und uns Sicherheit geben.”

Die Rede von Orhan Çalışır findet ihr auch auf youtube: https://youtu.be/CuPqbDhGCcM

In memory of Şahin Çalışır killed on December 27, 1992

Kurzbericht in deutsch und die Rede von Orhan Çalışır

On 27.12.2020, about 50 people commemorated the violent death of Şahin Çalışır 28 years ago in front of the district court in Neuss.

The initiative Herkesin Meydanı – Platz für Alle Köln, the Solingen Appeal, and Migrantifa NRW shared their views and feelings with the people present. A statement of solidarity from the initiative in memory of Ramazan Avci was read out.
It was a special honour for all participants that relatives of Şahin Çalışır were present. Many thanks to Orhan Çalışır for his speech! Here is the complete speech:

“Exactly 28 years ago on 27 December 1992, Şahin Çalışır was murdered on the A52 motorway near Meerbusch, about 5 km from here. The perpetrators were two neo-Nazis and a right-wing hooligan from Solingen.

Şahin was doing his apprenticeship as a locksmith at the Thyssen company at the time. A quiet and ambitious young man who still had his whole life ahead of him.

We commemorate Şahin today in front of the Neuss district court because this court is the second crime scene. At the beginning of October 1993, the trial against only one of the perpetrators took place here. And that was against Kalus Evertz, a hooligan known to the police, who was driving the car. For us, Şahin’s relatives, the whole trial was a farce.

The beginning of the 1990s was a time when racist attacks, arson attacks and murders happened almost every day. About five weeks before Şahin’s murder, neo-Nazis in Mölln had set fire to the Arslan family’s house and killed three people. There was a pogrom atmosphere in the country against Turks and refugees. Only the state authorities had not noticed or played the three monkeys.

Even outside the courtroom, we, Şahin’s relatives, were searched by police officers with German shepherd dogs, while the perpetrators behaved as if they were at home. Apparently the state wanted to protect the neo-Nazis from us. Even more: when the youngest of the trio Marco Hansen gave his testimony, the head of the group Lars Gerhard Schoof stood in the middle of the courtroom and had Hansen firmly in his sights to stop him from making a mistake, because he actually admitted to the crime during the police interrogation.

He was not the only one of the three perpetrators who more or less confessed to the crime. The defendant in the trial, Klaus Evertz, wrote about Şahin from prison, “The running around thing is over for him”. This statement and the letter were known to the court, but played no role in the trial. The fact that Lars Gerhard Schoof silenced Klaus Evertz at the police station shortly after the crime by saying “just keep your mouth shut” was also not an issue for the court.

The prosecutor grinned throughout the second day of the trial as if this was about a school prank by pubescent youths and not about the death of a 20-year-old who was killed for racist reasons. In his plea, the prosecutor said that it was an unfortunate traffic accident and that the boys – translated the neo-Nazis – were not guys who take a car and go all “now let’s see until a foreigner runs in front of the radiator”. With this prosecutor, the perpetrators had a very weighty defender. He only demanded a year’s probation for the driver of the car, a right-wing hooligan with a criminal record. The other two were not even charged.

So Şahin was killed again on 7 October 1993, almost 10 months after his murder on the A52 motorway. And he was killed here in this house. Therefore, this courthouse is a second crime scene. This attitude of the state towards racist murders encouraged the perpetrators to commit other, even more brutal acts.

On 29 May 1993, four neo-Nazis carried out an arson attack on the house of the Genç family in Solingen. Five people died and 14 were injured, some very seriously. Three of the four perpetrators trained together with Lars Gerhard Schoof at the Hak-Pao martial arts school in Solingen under the direction of Bernd Schmitt, who was an undercover agent for the Office for the Protection of the Constitution of North Rhine-Westphalia.

Şahin was killed 28 years ago. Today, for the first time, he is being remembered publicly. Late, but hopefully not too late for potential victims of racist violence. Other crimes can only be prevented by resolutely fighting racism. This includes remembering the victims who, like Şahin, have been partially forgotten by the public. Or whose dastardly murder was not even noticed by the public. We cannot and must not rely on state authorities, experience has taught us. They did not prevent these murders and nothing tells us that they will do so in the future.

Only the self-organisation and self-action of potential victims, anti-racists, migrants can prevent racist attacks and murders and give us security.”

Please find the spech in German language held in front of the district court in Neuss on youtube: https://youtu.be/CuPqbDhGCcM.

We remember Amed Ahmad

We remember Amed Ahmad
died on 29 September 2018 under circumstances as yet unknown

Statement as PDF file

Hier findet ihr die Stellungnahme in
deutscher Sprache als PDF

Amed* Ahmad fled from the war in Syria and lived in Geldern, Germany. On 6 July 2018 he was arrested without reason. He was deprived of his freedom for 73 days until he was burned in his cell in the Kleve prison on 17 September 2018 under circumstances as yet unknown. He spent 12 days in hospital. His parents, who live in Bonn, were not notified during this time. They only learned of their son’s death through the media. We cannot forget the death of Amed Ahmad and other victims of racist police brutality. We can no longer silently endure the lies. We do not want a future in which our children are hunted, beaten, insulted or murdered. Racism is not just a police problem, but of a society which has to deal with racist crimes and tolerates and plays down misconduct.

*In the press and public erroneously in the past
uses the spelling “Amad Ahmad” or “Ahmed Amad”.

BREAK THE SILENCE

to the prison in Geldern-Pont. On 10 July 2018 he is transferred to the prison in Kleve. On 17 September 2018 his cell burns down. Amed Ahmad is transported by ambulance to the Saint Anthony Hospital in Kleve. He is not stationed there, but is taken by helicopter to the hospital in Duisburg. One week later, on 24 September 2020, he will be put into an artificial coma and taken to the Bergmannsheil Hospital in Bochum. On 29 September he dies after a lung transplantation. These are the known facts that cannot be discussed.
When, after Amed Ahmad’s death, the public learned of his innocence and the illegal deprivation of liberty, the Minister of the Interior of North Rhine-Westphalia, Mr Reul, promised clarification and apologised to Amed Ahmad’s family members. Attempts at explanation followed and a chain of errors was constructed. However, the case became more and more confused.
Allegedly he would have been arrested because on 6 July 2018 four young women felt threatened by him in broad daylight at the quarry pond. Police officers are not informed by an emergency call, but by the call of one of the young women, the daughter of a policeman, and come to the quarry pond. In the small town of Geldern, the policemen know the young people, probably also Amed Ahmad. In retrospect, the policemen on the investigative committee say they have found similarities to a wanted offender. Therefore they transfer Amed Ahmad from police custody in Geldern to the prison in Geldern-Pont. Although it was established on 10 July that he was not the wanted perpetrator, he still has to remain in prison.
Later it is claimed that he was confused with another wanted person of a different colour, from another country. But since 27 July 2018 at the latest, the police officers in Kleve know that this cannot be the case. A public prosecutor from Braunschweig, entrusted with the case and investigating it, informs the police in Kleve that the person Amed Ahmad is not identical with the wanted person A.G.

The facts

So why must Amed Ahmad continue to be in prison? If you try to follow the arguments of the authorities, the investigating officials, the parliamentary investigation committee, and the journalists, none of it makes sense. Especially not because Amed Ahmad’s data was manipulated two days before his arrest. Already on 4 July 2018, two days before his arrest, Amed Ahmad’s data is linked with that of the wanted person A. G. and merged into one data set. Both persons become one person in the police databases, but with two skin colours and two faces. It is still not clear from whom the officer in Siegen received the order to link the data. Her superior was already retired and no longer on duty. Furthermore, on the day before his arrest in Geldern, Amed Ahmad’s data is called up in the police computer several times before one of the young women allegedly called her father, the police officer, for help. Why? Why are the young man’s data first manipulated in the days before his arrest and then called up several times before an alleged call for help is made unofficially. These alleged chains of error can only be classified as chains of error if no other possibilities are allowed. In the case of Oury Jalloh, we had to fight for several years for the facts to be acknowledged and another, probably possible truth to be discussed. However, to this day the official authorities not only refuse to accept this truth, but actively suppress the most probable of all variants, namely the burning of Oury Jalloh with the help of fire accelerators by third parties in police custody. Evidence was destroyed and manipulated. Those who destroyed the evidence, manipulated procedures and deceived the interested public have been promoted and those who sought to shed light have been discredited. So is another version of the events in the case of Amed Ahmad possible?

The open questions

Is it possible that some of the officials in Geldern wanted to choose the 26-year-old refugee, settle a personal score or punish him? Is it possible that through their networks they have had the data falsified? Is it possible that on the same day they checked whether the data had been altered before arresting Amed Ahmad? Is it possible that they wanted to set an example and kept him in prison in any case? Is it even possible that a fire was set in his cell?

Is another version alike the murder case of Oury Jalloh or others possible?

Can these questions be asked by officials, politicians, journalists who have not had visible and hidden psychological and physical scars from their previous encounters with racist police officers? We say no, because these questions are not conceivable, just as they were not conceivable in the cases of Oury Jalloh, Achidi John, Laye Alama Konde, Maryama Sarr, Christy Omordion Schwundeck, Halim Dener, Dominique Kouamadio, Dr. Zdravko Nikolov Dimitrov, Hussam Fadl, … and most recently in Essen in the case of Mikael Haile and Adel. But if you ask those who were beaten, insulted or brutally beaten up by police officers in Essen this year alone, then these possibilities can no longer be ruled out.

The consistent inconsistencies

It is not only since the NSU or NSU2.0 that we have been aware of the cooperation of known right-wing terrorists with police officers. It is not only since NSU2.0 that we know that data is being tapped and manipulated. So why are the data manipulated two days before Amed Ahmad’s death and on the day of his arrest, but before his arrest, the data is accessed several times? Why then are we told that he was arrested for sexual harassment? Then he is deprived of his freedom because he has been confused first with one person and then with another? Here, as in other cases, the official state institutions seem to follow the same pattern as in the Oury Jalloh case and many others: In their investigations, they follow the chain of events with the lowest probability of occurrence and present it to us as chains of error. How far do we have to drill so that, as in the case of Oury Jalloh, we learn all about the truth that is not mentioned in any file or court note?
In what racist quagmire such deeds can happen, we unfortunately do not need to invent, but can observe it every day on the street, in the news and in our neighbourhood. The death of Amed Ahmad and that of Mikael Haile in Essen in the same year or other victims of racist police brutality can only be understood and grasped in the context of racist discourses in society. Such acts can continue to occur because the perpetrators in earlier cases have escaped punishment and receive support up to the highest leadership of their state, be it in Saxony-Anhalt or North Rhine-Westphalia, in covering up the acts.

The criminalization of our being

It was not only on 6 July 2018 that the so-called “welcome culture” of 2015 was transformed into a culture of rejection and agitation. People follow hate preachers and shout: “Push them off!”, “Shoot them at the borders!” or “Dispose of them in Anatolia! The tone has become rougher. Racism is emerging uninhibitedly and racists are daily on the talk shows and chase the bourgeois parties. But these bourgeois parties themselves have previously criminalised different communities one after the other in order to overtake the other racists on the right: police operations in the so-called “Maghreb quarter” in Düsseldorf, incitement against “poverty migrants” from Eastern Europe, suspicion of young men from Afghanistan, … criminalisation of refugees who peacefully fight back in Ellwangen, the use of the word “asylum tourism” for people in need … criminalisation was and is the order of the day. A climate is created in which racist crimes can take place. Crocodile tears are shed after the multiple murders in Hanau and everyone is pointing their index fingers at the AfD, but the same politicians have for years criminalised the shisha bars here in NRW and constructed the term “clan crime”. So who are the arsonists of Hanau?

Our everyday experiences and the determination of our struggles

We ask, would we have experienced fewer chains of error if the Dessau case of Oury Jalloh, Mario Bichtermann and Jürgen Rose had been fully and completely clarified? Would Amed Ahmad now be among us and perhaps tell us about the evening breeze in his homeland? Would Mikael Haile and Adel from Essen be among us? The chains of errors, gaps and lies were not brought to public attention by the German legal system and institutions, but by our resistance and struggles. We asked the questions, challenged society and denounced the system. These questions go through our hearts and minds and as long as the contradictions are not plausibly clarified, we have no choice but to say:

Amed Ahmad, that was murder!

Together we are stronger than the hate preachers and dividers can imagine.

In solidarity we remain united with all those who engage every day for a better world without exploitation, wars, racism, in other words a humane world based on solidarity. That is why we in our region will try, together with all our interested friends, to work for the clarification not only of the death of Amed Ahmad, but also of the deaths of Mikael Haile and Adel from Essen.

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Wir gedenken Amed Ahmad

Wir gedenken Amed Ahmad
gestorben am 29. September 2018 unter bisher ungeklärten Umständen

Erklärung als PDF-Datei

Here you find the statement in
English language as PDF

Amed* Ahmad floh vor dem Krieg in Syrien und lebte in Geldern. Am 6. Juli 2018 wurde er grundlos verhaftet. 73 Tage wurde er seiner Freiheit beraubt, bis er am 17. September 2018 in der JVA Kleve unter bisher ungeklärten Umständen in seiner Zelle verbrannte. 12 Tage verbrachte er im Krankenhaus. Seine in Bonn lebenden Eltern wurden in dieser Zeit nicht benachrichtigt. Sie erfuhren erst durch die Medien vom Tod ihres Sohnes. Wir können den Tod von Amed Ahmad und anderer Opfer rassistischer Polizeibrutalität nicht vergessen. Wir können nicht mehr stillschweigend die Lügen ertragen. Wir wollen keine Zukunft, in der unsere Kinder gejagt, geschlagen, beleidigt oder ermordet werden. Rassismus ist nicht nur ein Problem der Polizei, sondern einer Gesellschaft, die rassistische Verbrechen und Fehlverhalten duldet und verharmlost.

*In der Presse und Öffentlichkeit wurde
fälschlicherweise in der Vergangenheit
die Schreibweise „Amad Ahmad“ oder „Ahmed Amad“ benutzt.

BREAK THE SILENCE

Am 6. Juli 2018 wird Amed Ahmad von der Polizei in Geldern festgenommen. Am selben Abend wird er in die Justizvollzugsanstalt nach Geldern-Pont verlegt. Am 10. Juli 2018 wird er dann in das Gefängnis in Kleve verlegt. Am 17. September 2018 brennt seine Zelle. Per Krankenwagen wird Amed Ahmad in das Sankt-Antonius Krankenhaus in Kleve transportiert. Dort wird er nicht stationiert, sondern mit einem Hubschrauber in das Klinikum Duisburg gebracht. Eine Woche später am 24. September 2020 wird er in das künstliche Koma versetzt und in das Klinikum Bergmannsheil nach Bochum gebracht. Am 29. September stirbt er nach einer Lungentransplantation. Das sind die bekannten und nicht diskutierbaren Fakten.
Als nach dem Tod Amed Ahmads die Öffentlichkeit von seiner Unschuld und der rechtswidrigen Freiheitsberaubung erfuhr, versprach der Innenminister Nordrhein-Westfalens, Herr Reul, Aufklärung und entschuldigte sich bei den Familienangehörigen von Amed Ahmad. Es folgten Erklärungsversuche und eine Fehlerkette wurde konstruiert. Der Fall wurde aber immer konfuser.

Angeblich wäre er festgenommen worden, weil sich am 6. Juli 2018 vier jungen Frauen am helllichten Tage am Baggersee von ihm bedroht fühlten. Polizisten werden nicht durch einen Notruf, sondern durch den Anruf einer der jungen Frauen, der Tochter eines Polizisten, verständigt und kommen zum Baggersee. In dem kleinen Ort Geldern kennen die Polizisten die Jugendlichen, wahrscheinlich auch Amed Ahmad. Im Nachhinein sagen die Polizisten im Untersuchungsausschuss Ähnlichkeiten zu einem gesuchten Täter festgestellt zu haben. Deswegen verlegen sie Amed Ahmad vom Polizeigewahrsam in Geldern in die JVA nach Geldern-Pont. Obwohl am 10. Juli feststand, dass er nicht der gesuchte Täter ist, muss er weiterhin sitzen.

Später wird behauptet, er wäre mit einer anderen gesuchten Person anderer Hautfarbe, aus einem anderen Land verwechselt worden. Doch spätestens seit dem 27. Juli 2018 wissen die Polizisten in Kleve, dass dies nicht der Fall sein kann. Eine mit dem Fall betraute und ermittelnde Staatsanwältin aus Braunschweig informiert die Polizei in Kleve, dass die Person Amed Ahmad nicht mit der gesuchten Person A.G. identisch sei.

Die Fakten

Warum muss also Amed Ahmad weiterhin im Gefängnis sitzen? Versucht man den Argumentationen der Behörden, der ermittelnden Beamten, dem Untersuchungsausschuss, und den Journalisten zu folgen, ergibt alles kein Sinn. Vor allem nicht, weil die Daten von Amed Ahmad bereits zwei Tage vor seiner Festnahme manipuliert sind. Bereits am 4. Juli 2018, also zwei Tage vor seiner Verhaftung, werden die Daten von Amed Ahmad mit denen der gesuchten Person A. G. verknüpft und zu einem Datensatz verschmolzen. Beide Personen werden in den Datenbanken der Polizei zu einer Person jedoch mit zwei Hautfarben und mit zwei Gesichtern. Bis heute ist nicht klar, von wem die Beamtin in Siegen den Auftrag erhielt, die Daten miteinander zu verknüpfen. Ihr Vorgesetzter war bereits in der Rente und nicht mehr im Dienst. Weiterhin werden am Tag vor seiner Verhaftung in Geldern mehrmals die Daten von Amed Ahmad im Polizeicomputer aufgerufen, bevor angeblich eine der jungen Frauen ihren Vater, den Polizeibeamten nach Hilfe rief. Warum? Warum werden die Daten des jungen Mannes in den Tagen vor seiner Verhaftung erst manipuliert und dann mehrmals aufgerufen, bevor ein angeblicher Hilferuf inoffiziell erfolgt. Diese angeblichen Fehlerketten können nur als Fehlerketten eingestuft werden, wenn keine anderen Möglichkeiten zugelassen werden. Im Falle Oury Jalloh mussten wir mehrere Jahre dafür kämpfen, dass die Fakten anerkannt und eine andere, wahrscheinlich mögliche Wahrheit, auch diskutiert werden konnte. Doch bis heute verweigern sich die offiziellen Stellen nicht nur dieser Wahrheit, sondern verdrängen aktiv die wahrscheinlichste unter allen Varianten, nämlich die Verbrennung von Oury Jalloh mit Hilfe von Brandbeschleunigern durch Dritte in Polizeigewahrsam. Beweise wurden vernichtet und manipuliert. Diejenigen, die die Beweise vernichtet, Verfahren manipuliert und die interessierte Öffentlichkeit hintergangen haben, sind befördert und diejenigen, die aufklären wollten, sind diskreditiert worden. Ist also eine andere Version der Ereignisse im Falle Amed Ahmads möglich?

Die offenen Fragen

Ist es möglich, dass einige der Beamten in Geldern sich den 26-jährigen Flüchtling ausgesucht haben, eine persönliche Rechnung begleichen oder ihn bestrafen wollten? Ist es möglich, dass sie durch ihre Netzwerke die Daten haben fälschen lassen? Ist es möglich, dass sie am selben Tag geprüft haben, ob die Daten auch verändert worden sind, bevor sie Amed Ahmad verhaftet haben? Ist es möglich, dass sie ein Exempel statuieren wollten und ihn auf jeden Fall im Gefängnis behalten wollten? Ist es gar möglich, dass in seiner Zelle ein Brand gelegt worden ist?

Ist eine andere Version wie im unter anderem im Mordfall von OURY Jalloh möglich?

Können diese Fragen durch Beamte, Politiker, Journalisten gestellt werden, die bisher keine sichtbaren und versteckten psychischen und physischen Narben durch ihre bisherigen Begegnungen mit rassistischen Polizeibeamten gehabt haben? Nein sagen wir, denn diese Fragen sind nicht vorstellbar, genauso wenig, wie sie in den Fällen von Oury Jalloh, Achidi John, Laye Alama Konde, Maryama Sarr, Christy Omordion Schwundeck, Halim Dener, Dominique Kouamadio, Dr. Zdravko Nikolov Dimitrov, Hussam Fadl, … und zuletzt in Essen im Falle von Mikael Haile und Adel vorstellbar waren. Fragen sie aber diejenigen, die von den Beamten in Essen allein in diesem Jahr geschlagen, beleidigt, brutal zusammengeschlagen waren, dann sind auch diese Möglichkeiten nicht mehr auszuschließen.

Die konsistenten Ungereimtheiten

Nicht erst seit der NSU oder NSU2.0 ist uns die Zusammenarbeit von bekannten rechten Terroristen mit Polizeibeamten bekannt. Nicht erst seit der NSU2.0 wissen wir, dass Daten angezapft und manipuliert werden. Warum werden also bereits zwei Tagen vor dem Tod von Amed Ahmad die Daten manipuliert und am Tag seiner Verhaftung aber vor der Festnahme die Daten mehrmals aufgerufen? Warum wird dann erzählt, er sei wegen sexueller Belästigung festgenommen worden? Dann wird er seiner Freiheit beraubt, weil er zuerst mit der einen und dann mit einer anderen Person verwechselt worden ist? Hier wie in anderen Fällen scheinen die Beamten dem gleichen Muster wie im Falle Oury Jalloh und vielen anderen zu folgen: Sie verfolgen in ihren Untersuchungen die Kette der Ereignisse mit den geringsten Wahrscheinlichkeiten und tischen es uns als Fehlerketten auf. Wieweit müssen wir bohren, damit wie im Falle Oury Jalloh alles über die Wahrheit erfahren, welche in keiner Akte und Gerichtsnotiz Erwähnung findet?
In welchem rassistischen Sumpf solche Taten geschehen können, brauchen wir leider nicht zu erfinden, sondern können es tagtäglich auf der Straße, in den Nachrichten und in unserer Nachbarschaft beobachten. Der Tod von Amed Ahmad und der von Mikael Haile im gleichen Jahr in Essen oder andere Opfer von rassistischer Polizeibrutalität können nur im Kontext der rassistischen Diskurse in der Gesellschaft verstanden und begriffen werden. Solche Taten können weiterhin geschehen, weil die Täter in früheren Fällen straffrei davonkommen und in der Vertuschung der Taten Unterstützungen bis zur höchsten Führung ihres Landes, sei es in Sachsen-Anhalt oder Nordrheinwestfalen erhalten.

Die Kriminalisierung unseres Daseins

Nicht erst am 6. Juli 2018 hat sich die sogenannte „Willkommenskultur“ von 2015 in eine Abweisungs- und Hetzkultur verwandelt. Menschen folgen Hasspredigern und rufen: „Schiebt sie ab!“, „Erschießt sie an den Grenzen!“ oder „Entsorgt sie in Anatolien!“. Der Ton ist rauer geworden. Der Rassismus tritt enthemmt zutage und Rassisten sind täglich in den Talksendungen und jagen die bürgerlichen Parteien. Doch diese bürgerlichen Parteien selbst haben zuvor unterschiedliche Gemeinschaften einen nach dem anderen kriminalisiert, um die anderen Rassisten rechts zu überholen: Polizeioperationen im sogenannten „Maghrebviertel“ in Düsseldorf, Hetze gegen „Armutsmigranten“ aus Osteuropa, Verdächtigung junger Männer aus Afghanistan, … Kriminalisierung von Flüchtlingen, die sich friedlich in Ellwangen zur Wehr setzen, die Verwendung des Wortes „Asyltourismus“ für Menschen in Not … die Kriminalisierung war und ist an der Tagesordnung. Es wird ein Klima erzeugt, in welchem rassistische Verbrechen stattfinden können. Krokodilstränen fließen nach dem mehrfachen Mord in Hanau und alle zeigen mit den Zeigefingern auf die AfD, doch dieselben Politiker haben jahrelang hier in NRW die Shisha Bars kriminalisiert und den Begriff der „Klankriminalität“ konstruiert. Wer sind also die Brandstifter von Hanau?

Unsere Alltagserfahrungen und der Entschlossenheit unsere Kämpfe

Wir fragen, hätten wir weniger Fehlerketten erlebt, wenn der Dessauer Fall von Oury Jalloh, Mario Bichtermann und Jürgen Rose vollständig und lückenlos aufgeklärt worden wäre? Würde Amed Ahmad nun unter uns weilen und vielleicht von der abendlichen Brise in seiner Heimat erzählen? Würden Mikael Haile und Adel aus Essen unter uns weilen? Die Fehlerketten, Lücken und Lügen wurden nicht durch das deutsche Rechtsystem und die Institutionen, sondern durch unsere Widerstandskämpfe in die Öffentlichkeit gebracht. Wir haben die Fragen gestellt, die Gesellschaft herausgefordert und das System angeprangert. Diese Fragen gehen durch unsere Herzen und Köpfe und solange nicht plausibel die Widersprüche aufgeklärt werden, bleibt uns nichts anderes übrig, als zu sagen:

Amed Ahmad, das war Mord!

Zusammen sind wir stärker als die Hassprediger und Spalter es sich vorstellen können.

In Solidarität bleiben wir verbunden mit allen, die sich tagtäglich für eine bessere Welt ohne Ausbeutung, Kriege, Rassismus, also eine menschliche und solidarische Welt einsetzen. Deswegen werden wir in unserer Region versuchen, gemeinsam mit allen interessierten Freundinnen und Freunden uns für die Aufklärung nicht nur des Todes von Amed Ahmad einzusetzen, sondern auch für die Aufklärung der Tode von Mikael Haile und Adel aus Essen.

KARAWANE für die Rechte der Flüchtlinge und MigrantInnen
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Hanau: Wir fordern: Erinnerung, Gerechtigkeit, Aufklärung, Konsequenzen!

Die Karawane ist maßgeblich auf Spenden angewiesen. Unsere Organisation besteht überwiegend aus Flüchtlingen, die (wenn überhaupt) nur über sehr geringe finanzielle Mittel verfügen. Aus diesem Grunde haben wir 2008 den „Förderverein Karawane e. V.” gegründet. Unser Verein ist als gemeinnützig anerkannt und kann deswegen auf Wunsch Spendenquittungen ausstellen, so dass sie steuerlich absetzbar sind. Wenn bei der Überweisung die Adresse mit angegeben wird, verschicken wir die Spendenbescheinigung automatisch spätestens am Anfang des Folgejahres.

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Stoppt die Verfolgung und Bedrohung von Familienmitgliedern von politischen Aktivistinnen und Aktivisten durch die tadschikische Regierung

Liebe Freundinnen und Freunde,

ein Mitglied der tadschikischen Exilgruppe hat uns letzte Woche über die Bedrohung und Verfolgung seiner Familie in den ersten Juliwochen in der Republik Tadschikistan berichtet und gebeten, unser Netzwerk und die interessierte Öffentlichkeit zu informieren.

Im Anhang und im Anschluss findet ihr eine Zusammenfassung der Geschehnisse in persischer und deutscher Sprache mit der Bitte, die Infos an euch bekannten Mitglieder der tadschikische Gemeinschaft weiterzuleiten oder selbst aktiv werden.

Bericht Herr Komilov in deutscher Sprache als PDF
Bericht Herr Komilov in Farsi als PDF

Dies ist der erste Schritt einer Kampagne, die Situation in dem zentralasiatischen Land näherzubringen und durch Schaffung öffentlichen Drucks Schutz für die Familien der in der BRD lebenden politischen Flüchtlinge aus Tadschikistan zu erzwingen. Vereinzelt ist in der hiesigen Presse über die Verfolgung, Bedrohung und Inhaftierung von Familienmitgliedern von politischen Aktivistinnen und Aktivisten berichtet worden:

Mit der Veröffentlichung der konkreten Vorfälle will Herr Komilov, dessen Bericht wir hier veröffentlichen, euch nicht nur informieren, sondern bittet auch um Kontaktaufnahme, um gemeinsam zu überlegen, welche Schritte und Aktivitäten zum Aufbau einer öffentlichen Kampagne eingeleitet werden können.

Für Fragen stehen sowohl Herr Komilov oder wir zur Verfügung:

  • Herr Dzhannatullo Komilov | E-Mail: komilzoda ät gmail.com | Telefon: +49 1575 9181 501 | (persisch, russisch)
  • Araz Ardehali | wuppkarawane ät yahoo.de | +491788530701 (ab 19:00 Uhr, deutsch, englisch)

Mit solidarischen Grüßen aus Wuppertal
KARAWANE für die Rechte der Flüchtlinge und MigrantInnen

Kontakt:
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Stoppt die Verfolgung und Bedrohung von Familienmitgliedern
von politischen Aktivistinnen und Aktivisten durch die tadschikische Regierung

Ein Aufruf zur Solidarität

20. Juli 2020

Ich heiße Dzhannatullo Komilov und bin im Jahre 1981 in der Stadt Danghara in Tadschikistan geboren, habe vier Kinder und bin verheiratet.

Seit 2015 lebe ich als politischer Flüchtling gemeinsam mit meiner Frau und den vier Kindern in der Bundesrepublik Deutschland.

Ich möchte Sie darüber in Kenntnis setzen, dass das aktuelle tadschikische Regime unter der Führung von Emomalij Rahmon, der seit 28 Jahren die Fäden der Macht in seine Händen hält, seit 1992 auf meine Familie psychischen und physischen Druck ausübt, diese foltert, verfolgt, bedroht und ermordet. Unter den Opfern sind mein Vater, zwei meiner Brüder, meine Schwester und weitere 22 Personen aus meinem familiären Umfeld, Bekannten oder Freunden. Einige mussten bereits im Jahre 1992 einzig aufgrund ihrer oppositionellen Haltung gegenüber den Mitgliedern der jetzigen Regierung sterben.

Im Jahr 2002 war bereits mein älterer im Jahr 1965 geborener Bruder Fathullah Komilov zu 25 Jahren Haft verurteilt und sitzt seitdem in Gefängnis.

Nach dem ich im Jahr 2015 in Deutschland politisches Asyl beantragt hatte, wurde meine Mutter wegen meinen politischen Aktivitäten permanent unter psychischem Druck gesetzt. Sie wurde ständig vom Komitee der nationalen Sicherheitsorgane eingeladen. Aufgrund des fortwährend auf ihr ausgeübten Drucks wurde meine Mutter im Jahr 2017 herzkrank und verstarb.

Im Jahr 2017 ist mein im Jahr 1961 geborener Bruder Rajabali Komilov ebenfalls wegen meiner politischen Tätigkeit grundlos und ohne einen Grund zu Hause abgeholt und verhaftet und im Anschluss zu 10 Jahren Haft verurteilt worden.

So ist meine Familie seit 28 Jahren kontinuierlich seitens der tadschikischen Regierung unter Druck gesetzt und verfolgt worden.

Nun ist in den letzten Wochen seit dem 2. Juli 2020 der Druck auf fünf weitere Familienmitglieder erhöht worden. Diese folgenden Personen

  • Mohammadsharif Komilov, geboren im Jahr 1990,
  • Mohammadjan Komilov, geboren im Jahr 1992,
  • Atavulloev Dilshad, geboren im Jahr 1992,
  • Hossein Tureyov, geboren im Jahr 1999,
  • Abdollrahman Salehov, geboren im Jahr 1993,

wurden ohne jeglichen Grund verhaftet und für 8 Tage festgehalten. Sie wurden wie Geiseln behandelt. Auf ihnen wurde Druck ausgeübt. Sie wurden beleidigt und drei Tage lang gefoltert.

Zusätzlich zu diesen fünf verhafteten Personen wurde am 4. Juli 2020 das Haus meines Bruders in der Hauptstadt Duschanbe von Mitgliedern des nationalen Sicherheitskomitees aufgesucht. Die 53-jährige Frau meines Bruders Hosnegol Sharifova, die 23-jährige Tochter meines Bruders Fatemeh Komilova und ihre beiden Säuglinge wurden mit Gewalt inhaftiert und zum Gebäude des nationalen Sicherheitskomitees gebracht. Dort wurden sie beleidigt, erniedrigt und bedroht. Ihnen wurde gesagt, falls mein Bruder, d.h. ihr Ehemann und Vater, und ich, Dzhannatullo Komilov, nicht aufhörten, gegen die Regierung zu arbeiten, würden sie in Gefängnis geworfen und getötet. Nach Veröffentlichung dieser Ereignisse in verschiedenen Medien und der darauffolgenden Reaktionen und des öffentlichen Drucks wurden sie nach einem Tag freigelassen.

Fast zur gleichen Zeit sind die Mitglieder des nationalen Sicherheitskomitees des Bezirks Danghara am 5. Juli 2020 in das Dorf Sebiston zum Haus meines Vaters gegangen und haben dort meine 50-jährige Schwester Shadigol Komilova, meine 48 jährige Schwester Ghorbanmah Komilova, die Tochter meines Bruders Masumeh Komilova mit ihren beiden Säuglingen und die Ehefrau meines Neffen Banafsheh Sheikhmoradova gemeinsam mit ihren beiden Kindern und meinem Bruder Zubaidullah Komilov mit brutal festgenommen und sie auf das Komitee der nationalen Sicherheitsbehörde in Danghara gebracht. Auf ihnen wurde massiver psychischer Druck ausgeübt. Sie wurden beleidigt und erniedrigt. Obwohl das Kind von Masumeh Komilova krank war, wurden sie weiterhin festgehalten. Sie meinten es solle doch sterben, dann hätten sie einen Oppositionellen weniger. Hier wurden meine Familienmitglieder ebenfalls wegen den öffentlichen Reaktionen nach einem Tag freigelassen.

Am nächsten Tag, also am 6. Juli 2020 haben dann Mitglieder des nationalen Sicherheitskomitees des Landes Chatlon, zu der auch die Stadt Danghara gehört, aus der Stadt Kulob unser Haus im Dorf Sibeston aufgesucht. Namhafte Personen des Dorfes wurden verhaftet und in das zuständige Komitee für die nationale Sicherheit gebracht und dort bis abends verhört, bedroht und unter Druck gesetzt.

Ich möchte Sie und die Öffentlichkeit fragen, warum meine Geschwister, meine Verwandten und Bekannte aufgrund meiner politischen Opposition gegen das diktatorische Regime Tadschikistans und für meinen Kampf für den Sieg der Demokratie in Tadschikistan verhaftet, erniedrigt, beleidigt und bedroht werden müssen?

Aufgrund welcher Taten werden unschuldigen Kinder, Frauen und Männer tagelang festgehalten, bedroht und gefoltert?

Die obigen Beschreibungen geben eine kurze Zusammenfassung über die Verbrechen des diktatorischen Regimes Tadschikistans gegenüber meiner Familie in Tadschikistan.

Als politischer Flüchtling in der Bundesrepublik Deutschland fordere ich Sie auf, seien Sie all dem gegenüber nicht gleichgültig. Wenn Sie sich für Menschenrechte einsetzen wollen, dann fordern Sie die tadschikische Regierung auf, von diesen unmenschlichen Handlungen abzulassen und die Unterdrückung der Menschenrechte zu beenden.

Für Ihre Fragen stehe ich gerne zur Verfügung.
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.

Dzhannatullo Komilov

Kontaktinformationen
Telefon: +49 1575 9181 501
E-Mail: komilzoda@gmail.com

Keine Kriminalisierung von praktischer Solidarität! Freispruch für Hagen Kopp

Die Karawane ist maßgeblich auf Spenden angewiesen. Unsere Organisation besteht überwiegend aus Flüchtlingen, die (wenn überhaupt) nur über sehr geringe finanzielle Mittel verfügen. Aus diesem Grunde haben wir 2008 den „Förderverein Karawane e. V.” gegründet. Unser Verein ist als gemeinnützig anerkannt und kann deswegen auf Wunsch Spendenquittungen ausstellen, so dass sie steuerlich absetzbar sind. Wenn bei der Überweisung die Adresse mit angegeben wird, verschicken wir die Spendenbescheinigung automatisch spätestens am Anfang des Folgejahres.

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We remember Mike and Adel and all other victims of racist police brutality

Demonstration against police brutality
Ehrenzeller Platz | Essen-Altendorf
20.06.2020 | 3pm

Dear friends, sisters and brothers, comrades-in-arms

on April 26, 2017 Mike Haile is shot by the police in Essen. On 18 June 2019, Adel was shot by the police through the locked door of his house, also without any concrete threat from the police. Since their death, the families and friends of Mike and Adel have been fighting for a legal and political clarification of the cases. Racist police violence must be named and persecuted everywhere, not only in the USA but also here in our neighbourhood. Because the names of Mike and Adel are part of a long chain of victims of racist police violence in Germany.

In 2020, three cases of racist police brutality again in Essen went viral on social media:

  • In mid-February, Ridvan Demir is racially insulted, beaten up in the police station Altenessen. He’ll break his nose.
  • In early March, Mrs. Loveth Agbonlahor and her daughters are insulted, humiliated and beaten at the police station. Actually, she was just there to report the loss of her wallet.
  • On April 25th, the Ayoub family is visited at home, allegedly because of a disturbance of the silence, and is not only humiliated but brutally beaten up.

The responsible persons and authorities in Essen refuse to clarify the cases and reject any accusation.

The rage over the murder of Mike and Adel, the anger over the cases that have become public knowledge forces the families and friends to take action and go to the streets once again. We call on the refugee and migrant communities to respond to the call and to strengthen the families concerned and to express our rage at the indifference of civil society and the responsible authorities towards racist attacks by the police. Above all, however, we want to manifest our solidarity with the families through our presence on the ground and strengthen them in their struggle for justice.

Spread the call of the families and come to Essen on Saturday. Please find the call below.

BREAK THE SILENCE

In solidarity we remain

YOUR CARAVAN for the rights of refugees and migrants – Wuppertal

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Justice for Adel – It is not a single case

The murder of George Floyd has shown the world how cruel racist police violence can be. Rightly, people are now taking to the streets and fighting for their rights. So do we, because racist police violence does not only exist in the USA. Cases of police assaults are also increasing in Essen, especially against people with a migration background. Equipped with additional powers as a result of the Corona pandemic and strengthened by the lack of a police force and political backing, harassment, arbitrary police checks and physical attacks are on the increase, especially in Essen’s working class districts. The Central Aliens Authority (ZAB) (translators addition: or call it the deportation agency) and the Office for Public Order are also increasingly involved in this everyday terror. In the meantime, it is a sad reality that people with a migration background are killed in this city by the hands of the police.

The case of Adel

On June 18, 2019 Adel B. was shot by the police through the closed door of his hallway. Adel had previously contacted the emergency services and threatened to commit suicide in order to get psychological help. Adel had already called the emergency call the week before, a pastor was sent, and Adel was placed in psychiatric treatment. From this he was released again on the judge’s decision. On the day of Adel’s death, the emergency call centre did not send a pastor along again, but only officials from the Essen police force, who confronted Adel with a gun. Although Adel discussed with them, put the knife aside in the meantime and finally made his way home, he was finally shot by the police. In retrospect, it was claimed that Adel had attacked the policemen with a knife. Videos have proven that the statement of the police was wrong and refute the lies of the police.

The case of Maikel Haile

Mikael Haile, who was born in Eritrea, was also shot by police in Essen in 2017. The police then claimed to have acted in self-defense, as Mikael allegedly attacked her with a knife. There’s no evidence of that. Since the beginning of this year, police assaults in Essen have increased even further: The best known case is that of the Ayoub family. Here the police appeared because of an alleged disturbance of silence. Under this pretext, two policemen wanted to enter the house of the Ayoub family. When Omar Ayoub demanded his rights and wanted to see a search warrant, he and his family were insulted and physically attacked by the police officers. In retrospect, the family is accused of having links with organised crime. The lies are intended to ensure that there is no solidarity with the Ayoub family. This and other cases, such as that of Ridvan Saado in February, who was beaten up in the Altenessen police station, or the attack on a family from Mülheim, who were chased by police through the whole city in March after they wanted to file a report in a police station, show that racist motivated police assaults in Essen are not an exception but a system.

Racism and police violence has a system

When those affected vent their anger at this racist approach and expose the behaviour of the police, lies hail from the police, slander from the press and proceedings from the public prosecutor. On the other hand, the “investigations” against police officers repeatedly run in the sand and are systematically swept under the carpet, as the case of Oury Jalloh has shown. With such a backing, police officers can beat or even shoot people without hindrance. They need not fear punishment. Entire districts such as Altendorf have been declared hazardous areas, which means, among other things, “without cause” or “without suspicion” checks on persons. The aim of the controls is to target young people with a migration background. Under the guise of fighting crime, the police are allowed to intimidate migrant sections of the population and criminalise them publicly and in the media, especially the “WAZ”.

All this is a necessary part of imperialism. We should be divided into “Germans” and “migrants” from different countries of origin, so that we fight each other instead of the existing conditions. Thus racism in this country serves as a pretext to expose a large part of the working people to greater exploitation and oppression and paves the way for wars of aggression all over the world. Let’s get one thing straight: We must not play this game and not let ourselves be played off against each other.

It is up to us to make a difference

We don’t want to put up with this harassment anymore. Again and again, people with a migration background

The subsequent organizations call for the demonstration:

– the Ayoub family
– Relatives of Adel
– Friends from Mikael (Mike)
– Ruhr Youth (Ruhrjugend)
– Migrantifa NRW
– Initiative Justice for Adel

Contact: Buendnisgegenpolizeigewaltessen@hotmail.com

Corona Chaos in Ellwangen

In der LEA Ellwangen wurden alle Bewohner*innen auf Corona getestet, fast die Hälfte positiv. Aus dem Lager werden chaotische Maßnahmen berichtet.

Letzte Woche wurden Leute ohne viel Worte aus ihren Zimmern geholt und in den neu eingerichteten Isolationstrakt gebracht, ein bis dahin leerstehendes Gebäude. Auch dort sind bis zu fünf Menschen in einem Zimmer zusammengepfercht. In diesen Trakt wurden auch neue, offenbar infizierte, Leute gebracht. Soll die LEA Ellwangen zum Corona-Isolationszentrum werden, fragen seither einige Bewohner*innen.

Aufteilung des Lagers
Zur Zeit ist die Aufteilung des Lagers im Gange: Block 92 und Block 93 wurden zusätzlich zu Isolationstrakten erklärt. Block 94 und Block 96 gelten noch als nicht isoliert. Block 95 hat einen Zwischenstatus. Als Herr A. am Montagmittag, 13.4.2020, in die Kantine zum Essen gehen wollte, fragte ihn ein Security-Mitarbeiter: „Welcher Block?“. Herr A.:“Block 95“. Und die Antwort: „Dann dürfen Sie nicht mehr in die Kantine. Der ganze Block 95 ist infiziert. Sie müssen draußen essen. Nur Block 94 und 96 dürfen in die Kantine.“ So erfuhr Herr A. ganz nebenbei, dass sein Test aus der letzten Woche angeblich oder tatsächlich positiv war. Etwas Schriftliches hat er nicht bekommen, alle anderen positiv getesteten auch nicht. Nicht nur Herr A. fragt sich, ob er wirklich infiziert ist, oder ob es vielleicht organisatorisch einfacher war, gleich den ganzen Block 95 für infiziert zu erklären.

Kein Schutz vor Corona
Viele Bewohner*innen sind sowieso schon traumatisiert, jetzt kommt die Angst vor Corona dazu. Die Anspannung steigt. Manche Bewohner*innen verstehen auch nicht, warum sie krank sein sollen, da sie keinerlei Symptome haben. Ein positiv getesteter Isolierter wurde wegen auffälligen Hustens ins Krankenhaus gebracht, dann als Nicht-Corona-Fall wieder entlassen, aber wieder in den Coronatrakt verbracht. Das versteht niemand. Verschwörungstheorien kursieren. Allgemeine Empfehlungen zu Hygiene und Abstand-Halten können angesichts der beengte Verhältnisse in den Mehrbettzimmern und der Massenverpflegung in der Kantine nicht ernst genommen werden. Von besonderen Hygienemaßnahmen ist nichts zu merken. Vor der Ausgangssperre hatten Bewohner*innen selbst Desinfektionsmittel für ihre Zimmer gekauft. Diese sind inzwischen aufgebraucht. Die Lagerleitung stellt keine neuen zur Verfügung. Selbst die Desinfektionsmittel-Spender für die Hände am Kantineneingang werden nicht mehr aufgefüllt. Schutzmasken bekommen die Bewohner*innen vor allem, um die Mitarbeiter*innen von Informationsbüro und Küche zu schützen.

Erste Proteste
Über die Situation im Lager erfahren die Bewohner*innen weniger als die lokale Presse. Am 11. April haben deshalb Bewohner*innen in einem ersten Protest mehr Informationen eingefordert. Dass der ganze Block 95 infiziert sei, wurde ihnen da aber nicht gesagt.
In der LEA gibt es nur an einem Ort, in der Nähe der Küche, WLAN mit Internetzugang. Dieser ist für die Isolierten nicht mehr zugänglich. Sie können ihre SIM-Karten nicht mehr aufladen. Bald sind sie komplett von der Außenwelt abgeschnitten. Das wird die Verunsicherung steigern, Verschwörungstheorien befördern und die Spannungen werden weiter zunehmen.

Unsere Forderungen

  • Wir fordern die Lagerleitung, namentlich Herrn Bertholt Weiß, auf, sofort alle Bewohner*innen individuell schriftlich über ihr Testergebnis zu informieren und die Bewohner*innen mit einem schriftlichen und öffentlichen Statusbericht (Anzahl der Infizierten, durchgeführte und geplante Maßnahmen, etc.) auf dem Laufenden zu halten.
  • Den Bewohner*innen müssen sofort und kostenlos Desinfektionsmittel zur Verfügung gestellt werden.
  • Allen in der LEA muss die Kommunikation mit Menschen, denen sie vertrauen, ermöglicht werden. Wir fordern freien Internetzugang für alle Isolierten. In den Isolationstrakten muss WLAN zur Verfügung gestellt werden. Bis es soweit ist, müssen alle Isolierten SIM-Karten-Guthaben erhalten.
  • Das LEA-Lager darf nicht zur Black Box werden. Wir fordern den Zugang für Journalist*innen und die Kontrolle durch eine unabhängige Beobachtergruppe.
  • In den LEAs darf niemand sterben. Wir fordern die sofortige Verlegung der kranken und alten Menschen in leerstehende Wohnungen oder Hotels.
  • Das bisherige Konzept zur Bekämpfung der Pandemie in den LEAs ist bitter gescheitert. Wir fordern die Landesregierung auf, öffentlich darzulegen, wie sie die Menschen in den LEAs vor Corona schützen will.
  • Dringender denn je fordern wir die Auflösung aller Lager.
  • https://refugees4refugees.wordpress.com/2020/04/13/corona-chaos-in-ellwa…

Corona-Reports from the refugee lagers in Brandenburg (East Germany)

“In such spaces social distancing as recommended by the health administration is practically not possible” – Break Isolation Group

International Women Space (IWS) is publishing Corona Lager Reports: these are audio reports and testimonies about the current situation in the Refugee Lagers, Heims and Reception Centers in Brandenburg given by women, who are living there. We invite you to listen to these reports, or read the transcripts and we encourage you to publish/share them and their content in your respective media/networks.

Due to the fact that the Lagers are located in remote spaces, far from the central
information structures, access to information is often delayed, unavailable or inadequate in the lagers and we practically NEVER hear anything from the inside. In this current situation, with the threat of the Coronavirus, this scenario is deadly. In such a pandemic, the immediate ability to act and the rapid implementation of instructions and measures around behavioural changes is vital for survival. Equally important is the continuous evaluation of these measures and reporting on them to ensure their effectiveness.

The Corona Lager Reports aim to accomplish this task and reveal realities on
impossible social distancing, inadequate or completely missing hand-washing facilities,
compulsive quarantine and the intense fear among the inhabitants of these Lagers.

The Corona Lager Reports were initiated by the BIG (Break Isolation Group) of International Women* Space. BIG is a self-organised refugee women group, that was formed in February 2019 as a result of the quest to share their own experiences as refugees in Germany in their own voices.

In order to prevent the deadly spread of Corona Virus in the Camps and in Brandenburg:

We demand the immediate closure of Lagers.
We demand the distribution of all women and refugees to safer accommodation.
We demand equal treatment of all humans regardless of their social status and race without any form of discrimination.

These voices need to be heard. Help us break the silence! Please share and spread these reports.
>>> https://iwspace.de/corona/lager-reports

Corona-Reports aus Geflüchtetenunterkünften in Brandenburg

“ An diesen Orten ist der soziale Mindestabstand, der gegenwärtig von den Gesundheitsorganisationen vorgeschrieben wird, praktisch nicht umsetzbar.” – Break Isolation Group

Der International Women Space (IWS) veröffentlicht aus gegebenen Anlass Corona-Lager-Berichte. Die Corona-Lager-Berichte sind Audioaufnahmen persönlicher Zeugnisse von Frauen, die in Brandenburger Geflüchtetenunterkünften (Lager, Heime, Erstaufnahmeeinrichtungen) untergebracht sind. Die Frauen sprechen über die aktuelle Situation vorort. Wir laden Sie herzlich zum Hören, Lesen und Recherchieren ein und wollen Ihnen nahe legen, diese Berichte und deren Inhalte in Ihren Medien/Netzwerken zu veröffentlichen.

Weil die Brandenburger Unterkünfte für Geflüchtete weitab von den Städten und Informationsknotenpunkten liegen, findet der Zugang zu jeweiligen aktuellen Informationen für die Bewohner_innen dieser Einrichtungen meist nur mit einer großen Zeitverzögerung statt. Sprachbarrieren sind ein zusätzlicher Verzögerungsfaktor. Umgekehrt bekommen wir, die ausserhalb dieser Unterkünfte leben, fast NIE oder nur mit großer Verspätung mit, was drinnen in den Lagern und Unterkünften passiert. Dieses Szenario ist unter der aktuellen Bedrohung durch den Corona-Virus tödlich. In Pandemien ist die unmittelbare Handlungsfähigkeit und die schnelle Umsetzung von Anweisungen und Maßnahmen überlebenswichtig. Genauso wichtig ist die ständige Auswertung dieser Maßnahmen, sowie die Berichterstattung darüber um ihre Effektivität zu gewährleisten.

Die Corona-Lager-Berichte kommen dieser Aufgabe nach und berichten über die aktuelle Situation in den Brandenburger Lagern: über die Unmöglichkeit der Einhaltung des Mindestabstands, über fehlende grundlegende Hygieneeinrichtungen (z.B. Seife in den Waschräumen), über undurchsichtige Quarantänevorschriften und über die große Angst und Verunsicherung unter den Bewohnern.

Die Corona-Lager-Berichte werden initiiert und gesammelt von der BIG (Break Isolation Group) – des International Women Space. BIG ist eine selbstorganisierte Initiative, die 2019 von geflüchteten Frauen im Rahmen des IWS gegründet wurde, aus dem Bedürfnis heraus über die eigenen Erfahrungen in den eigenen Worten zu berichten.

Um die tödliche Verbreitung des Coronavirus zu stoppen fordern wir:

Wir fordern eine unverzügliche Schliessung aller Lager.
Wir fordern für alle Bewohner_innen eine sichere Unterbringung – in Wohnungen, Ferienwohnungen und Hotels.
Wir fordern gleiche Behandlung für alle Menschen – ungeachtet ihres sozialen Status, ihrer Herkunft, ihres Geschlechtes und anderer Diskriminierungskriterien.

Diese Stimmen müssen gehört werden. Helfen Sie uns das Schweigen zu brechen. Diese Berichte teilen und verbreiten!
>>> https://iwspace.de/corona/lager-reports

Gemeinsame Erklärung nach der Ermordung Arkan Hussein Khalafs in Celle

Die Ermordung des 15-jährigen Êzîden Arkan Hussein Khalaf in Celle hinterlässt tiefen Schmerz bei der Familie, sowie bei Freund_innen und macht viele Menschen fassungslos. Nun braucht es eine ehrliche gesellschaftliche Aufarbeitung der brutalen Tat: „Es muss über Rassismus und Vorurteile gesprochen werden“, fordern verschiedene Organisationen in einer gemeinsamen Erklärung.

Arkan Hussein Khalaf wurde am Dienstagabend brutal ermordet. Aus seiner Heimat, dem Şengal im Nordirak, flüchtete er mit seiner Familie 2014 nach dem Völkermord an den Êzîden durch den IS. Wie viele Andere suchte er hier Schutz vor Gewalt und Verfolgung und wurde dennoch am 7. April von einem Deutschen in Celle ermordet.

Vor diesem Hintergrund hat die Tat unvermeidbar eine politische Dimension. Sie erinnert an weitere Morde an Menschen mit migrantischem Hintergrund. Genau deshalb muss in dieser Situation über Rassismus als eine Motivation für diese tödliche Gewalt gesprochen werden. Auch wenn es bislang keine Erkenntnisse dafür gibt, dass der Täter Daniel S. ein organisierter Neonazi war, ist klar, dass er sich zumindest im Internet mit rassistischen und antisemitischen Gedanken umgeben hat. Unter seinen Facebook-Freund_innen befinden sich unter anderem auch Neonazis. Dies bestätigten Recherchen von Zeit Online, die am Donnerstag veröffentlicht wurden. Ähnlich wie bei den rassistisch motivierten Morden in Hanau wird bei dem Täter eine Mischung aus rechter Ideologie und Verschwörungstheorien erkennbar.

Täter rassistischer Verbrechen legitimieren ihre Gewalt, sie suchen Schuld für gesellschaftliche Missstände bei „den Anderen“. Sie sehen sich selbst dazu befugt, mit Gewalt oder Mord zu richten. Gesellschaftliche Debatten, in denen beispielsweise Geflüchtete für Probleme verantwortlich gemacht werden, geben den Tätern die Rechtfertigung dazu. Rassismus ist ein tief sitzendes Problem in unserer Gesellschaft. Rassismus fördert Ungleichbehandlung, Gewalt und Morde. Rassismus wird von vielen geschürt, verbreitet und geduldet. Am selben Tag, an dem Arkan Hussein Khalaf ermordet wurde, wurde ein Geflüchteter aus Syrien in den Medien stellvertretend als Sündenbock für alle dargestellt, die sich nicht an die Corona-Kontaktbeschränkungen halten. So etwas ist keine Ausnahme, sondern alltäglich.
Nachdem die Meldung vom Mord in Celle veröffentlicht wurde, vermuteten Kommentar-Schreiber sofort einen „Gast“ als Täter. Nach Meldung einer deutschen Staatsangehörigkeit wurde sofort nach dem Vornamen gefragt, erst dann könne man sagen, ob es wirklich ein Deutscher war. Diese Erwartungen in den Köpfen sind Rassismus.

Die Staatsanwaltschaft vermutet psychische Erkrankungen des Täters Daniel S. Wir halten es für einen Fehler mit diesem Verweis vorschnell einen möglichen rassistischen Hintergrund kleinzureden. Psychische Erkrankungen sind kein Widerspruch für ideologische Motive.
In dieser Situation braucht es mehr denn je klare Statements aus Politik und Gesellschaft: gegen Gewalt, gegen Mord und gegen Rassismus. Es braucht klare Zeichen der Solidarität an die Familie und die Bekannten. Und es braucht Einschreiten statt Zusehen, sowie ein klares Bekenntnis zu einer Stadt, in der es keinen Platz für Rassismus und Ausgrenzung gibt – ein Bekenntnis zu einem gleichberechtigten Miteinander. Wir fordern eine gesellschaftliche Aufarbeitung der mörderischen Gewalttat und machen hiermit einen ersten Schritt, indem wir als Organisationen und Initiativen gemeinsam dazu aufrufen.

Unsere Gedanken sind bei der Familie von Arkan Hussein Khalaf, der wir in diesem Moment und für die kommende Zeit unser Beileid und viel Kraft senden.

Êzîdischer Frauenverein „Hêvî – Hilfe für Frauen in Not“, Êzîdischer Frauendachverband SMJÊ, NAV-YEK Zentralverband der Êzîdischen Vereine e.V., MŞD – Rat der Êzîden aus Şengal in Europa, MCÊ Mala Êzîdiya Celle/Êzîdisches Kulturzentrum Celle e.V., HCÊ Bündnis der Êzîdischen Jugend e.V., VVN-BdA Celle, Buntes Haus Celle, Gemeinsam Kämpfen Celle, Antifaschistische Linke Celle, Fridays for Future Celle, Celler Forum gegen Gewalt und Rechtsextremismus
Celle, den 10. April 2020